Was Roboter lernen müssen: Das Festival Science & Theatre Mitte November in Heilbronn

Unter dem Motto “Utopie Mensch Maschine?” findet vom 15. bis 19. November zum dritten Mal das Festival Science & Theatre statt, eine Kooperation von Theater Heilbronn und Experimenta: Ein Blick auf das Programm, das Tanz in virtuellen Zeiten bietet und nach dem Menschenbild der digitalen Zukunft fragt.

Von Claudia Ihlefeld, Foto: Lina Bihr

Viel Tanz, eine Begegnung mit Bert Brecht und Helene Weigel im Theaterlabor der Zukunft, der antike Pygmalion-Mythos neu erzählt, ein Wiedersehen mit der Company half past selber schuld und einem futuristischen Bühnencomic – alles Gastspiele – sowie eine Eigenproduktion für Kinder.

Dazu gibt es im Rahmenprogramm Diskussionsforen – und einen internationalen Dramenwettbewerb mit Lesungen: Zum dritten Mal loten im November beim Festival Science & Theatre ausgewählte Produktionen Möglichkeiten aus und Grenzen von Forschung und Wissenschaft, von KI-basierter Zukunft und digitalem Zeitalter.

Künstliche Intelligenz und ein Fragezeichen

Vom 15. bis 19. November stellt die Kooperation von Theater Heilbronn und Experimenta in unterschiedlichen Formaten und Ästhetiken das Menschenbild der Zukunft zur Diskussion. “Utopie Mensch Maschine?” lautet das Festival-Motto, “mit Fragezeichen, was die ganze Ambivalenz auffächert”, wie Mirjam Meuser sagt. Die Chefdramaturgin am Theater Heilbronn kuratiert Science & Theatre und verweist darauf, dass der Topos Mensch und Maschine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eigentlich verabschiedet wurde – und heute durch den Einzug der Künstlichen Intelligenz eine Renaissance erfährt unter gänzlich neuen Vorzeichen.

Dass Heilbronn mit dem Ipai, dem Innovationspark Artificial Intelligence, der hier entsteht, ein “idealer Standort” ist für die Kooperation von Wissenschaft und Theater, daran erinnert Intendant Axel Vornam: “Wir ergänzen uns.” Auch wenn KI für viele noch ein diffuses Schlagwort ist, wird sie fundamentale Veränderungen nach sich ziehen, betont Bärbel Renner, die Geschäftsführerin der Experimenta, und preist das Festival als Format, mit Tanz und Theater Wissen anders und emotional zu vermitteln.

Der Löwenanteil des Festivalbudgets kommt von der Dieter-Schwarz-Stiftung

Zum Festivalbudget möchte Renner nichts sagen, es fällt etwas höher aus als 2021, der Löwenanteil kommt von der Dieter-Schwarz-Stiftung. Offiziell eröffnet wird Science & Theatre im Science Dome der Experimenta am Abend des 15. November mit “Human Design”, einem Tanz zwischen Mensch und Roboter.

Die Produktion von Die Tanz Kompanie aus Esslingen und ihrem Choreographen Grégory Darcy, der Luft- und Raumfahrtingenieur bei der Nasa war, bringt acht Tänzerinnen und Tänzer mit und ohne Behinderung mit einem KI-Roboter auf die Bühne – und somit Software und Gehirnströme: die Vision einer schönen neuen Welt.

Virtual Reality und reales Theater

Schon ab 17.36 Uhr – das ist kein Tippfehler – reisen Besucher im Komödienhaus mittels einer VR-Brille in die Vergangenheit und folgen dank Virtual Reality einer Theaterprobe von Brecht und Weigel. Das Künstlertrio Raum+Zeit aus der Schweiz schickt in “Antigone :: Comeback” das Publikum einzeln durch eine szenische Installation. Alle zwölf Minuten erfolgt ein Einlass, sodass bei einer individuellen Dauer von 55 Minuten bis 21.48 Uhr 20 Zuschauer dieses Hybrid aus VR und realem Theater erleben.

“Du musst dein Leben rendern”, fordern am 16. November im Kubus der Experimenta Nico and the Navigators aus Berlin im gleichnamigen Stück mit den Tänzern Florian Graul und Lujain Mustafa, begleitet vom Trompeter Paul Hübner. In der hybriden Performance begegnen die Tänzer ihren virtuellen Abbildern.

In der Boxx hat am 17. November “Alexander und die Aufziehmaus” für Kinder ab vier Premiere und erzählt von einer Spielzeugmaus und davon, was es heißt, lebendig zu sein.

Ob es die perfekte Lösung gibt?

Die Utopie – oder Dystopie -, Mensch und Gesellschaft mit Technologien zu optimieren, ist nicht neu. In “What robots need to learn”, dem letzten Teil der Trilogie der deutsch-israelischen Company half past selber schuld, scheint der Megakonzern Wonderland Inc. tatsächlich durch die Entwicklung einer KI die perfekte Lösung zu bieten: am 18. November im Science Dome.

Zum Abschluss am 19. November im Komödienhaus erkundet die Alexander Whitley Dance Company aus London mit “Anti-Body” Schnittstellen zwischen KI und Choreographie: eine Performance, die über den Körper hinausweist, wenn drei Tänzer in Motion-Capture-Anzügen und Sensoren mit einer speziell codierten Software kommunizieren

Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme