Von der belächelten Idee zur globalen Inspiration: 50 Jahre duales Studium in Baden-Württemberg

Von Robert Mucha, Foto: DHBW Heilbronn

Während Universitäten in Mexiko und China nach Heilbronn blicken, feiert das duale Studium seinen 50. Geburtstag. Eine baden-württembergische Innovation, die einst von der akademischen Welt belächelt wurde, schreibt heute internationale Erfolgsgeschichte – und findet in Heilbronn ihre modernste Ausprägung.

Die Geschichte des dualen Studiums beginnt mit einer Ungeduld. In den 1970er Jahren wurden den Unternehmen die Studienzeiten zu lang. Sie forderten, wie DHBW-Rektorin Nicole Graf der Heilbronner Stimme berichtet, eine „praxisnahe Qualifizierung auf akademischem Niveau“. Was damals niemand ahnte: Sie legten damit den Grundstein für eine bildungspolitische Revolution.

Heute, ein halbes Jahrhundert später, sitzt Graf in Vorlesungssälen in Mexiko und erklärt das „baden-württembergische Modell“. Wenige Tage später melden sich Delegationen aus China. Die Welt ist neugierig auf ein Erfolgsrezept, das in beeindruckenden Zahlen seinen Ausdruck findet: 32.000 Studierende, 220.000 Absolventen, 9.000 Partnerunternehmen.

„Das System DHBW ist gereift“, sagt Günter Käßer-Pawelka im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Der Forschungsleiter am Campus Heilbronn erinnert sich noch gut an seine ersten Vorlesungen an einer Berufsakademie Anfang der 1980er Jahre. Was ihn damals faszinierte und heute zum „Überzeugungstäter“ machte: die andere Qualität der Diskussionen mit Studierenden, die bereits Unternehmenserfahrung mitbringen.

Der Heilbronner Campus spiegelt diese Entwicklung eindrucksvoll wider. Seit 2014 selbstständig, studieren hier über 1.600 Bachelor- und 1.500 Master-Studierende. „Unser Modell der Nachwuchsgenerierung ist eine wichtige Säule der Wirtschaft“, betont Graf gegenüber der Heilbronner Stimme. Die Nachfrage der Unternehmen nach Studienplätzen wächst weiter.

Der Erfolg gibt dem Modell recht: Nach durchschnittlich zwei Jahren erreichen DHBW-Absolventen Führungspositionen, die Abbrecherquote liegt deutlich unter dem Hochschuldurchschnitt. Was einst „von der akademischen Welt belächelt wurde“, wie Graf sich erinnert, wird heute „mindestens auf Augenhöhe“ betrachtet.

Die Zukunft nimmt bereits Gestalt an: Die Dieter-Schwarz-Stiftung plant einen Neubau, den Graf als besonderes „Entree zum Bildungscampus“ beschreibt. Fertigstellung: Ende 2027. Der Campus Heilbronn hat sich dabei längst als „größte Handelsschule in Deutschland“ etabliert und gilt als Kaderschmiede für die Lebensmittelbranche.

Eine baden-württembergische Innovation, die die Welt erobert – und in Heilbronn ihre Zukunft baut.

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