Talent aus dem Algorithmus: Wie drei junge Gründer die Personalsuche revolutionieren wollen

Von Robert Mucha, Foto: nextstephr

Der Kampf um die klügsten Köpfe verschärft sich. Während die Wissensstadt Heilbronn mit TUM, Ipai und experimenta Talente anzieht, fehlt es vielen Unternehmen an Personal. Das Start-up NextstepHR will dieses Problem mit Künstlicher Intelligenz lösen. Eine Geschichte über Algorithmen, Bewerbungen und eine Stadt, die sich neu erfindet.

Es gibt diesen Moment im Leben eines Start-ups, wo alles noch nach Möglichkeit riecht. Wo drei junge Menschen in einem Raum sitzen, Kaffee trinken und über die Zukunft reden, während ihre Laptops surrend die Daten verarbeiten. Ein solcher Moment ist, wenn man Finn Glas (22), Leonie Hanke (21) und Lorenz Kopp in den Räumen der Campus Founders besucht.

Die drei haben sich vorgenommen, einen der zähesten Prozesse der Arbeitswelt zu revolutionieren: die Personalsuche. „Wir machen eine gezielte Analyse für den jeweiligen Kunden“, erklärt Gründer Lorenz Kopp der Heilbronner Stimme. Während andere Start-ups noch von der nächsten Dating-App träumen, widmen sie sich einem Problem, das für die Wissensstadt Heilbronn existenziell ist: Dem Finden der richtigen Mitarbeiter.

Die Campus Founders, eines der 17 Mitglieder der Wissensstadt Heilbronn, haben den drei Gründern dafür nicht nur Raum gegeben, sondern auch das dreimonatige AI-Founders-Programm. In der ehemaligen Industriestadt, die sich zunehmend als KI-Standort positioniert, finden sie den perfekten Nährboden für ihre Idee.

„Der Markt in der Region ist riesig, hier passiert gerade sehr viel“, lobt Kopp gegenüber der Heilbronner Stimme die Dynamik in der Region. Eine Dynamik, die sichtbar ist: Während am Bildungscampus Studierende der Technischen Universität München und der Hochschule Heilbronn in modernen Gebäuden lernen, entsteht mit dem Innovationspark Artificial Intelligence (Ipai) ein europaweit einzigartiges KI-Ökosystem.

Die drei Gründer haben selbst am KIT in Karlsruhe und an der Hochschule Pforzheim studiert. Gründen wollen sie ihr Unternehmen aber in Heilbronn – wahrscheinlich Ende März. Eine bewusste Entscheidung für eine Stadt, die sich neu erfindet.

Ihre Geschäftsidee ist ebenso einfach wie überzeugend: Mit Hilfe von KI filtern sie aus der Flut von Bewerbungen die passendsten Kandidaten für ihre Kunden heraus. „Wir nutzen KI, um den optimalen Medienmix zu finden und dessen Gewichtung. Je nach gewähltem Standort und Berufssektor variiert die Konkurrenz stark“, erklärt Kopp der Heilbronner Stimme.

Die Liste ihrer Kunden liest sich bereits beeindruckend: Das Beratungsunternehmen PWC gehört dazu, mit Porsche gibt es Kontakte, und auch das Jobcenter Heilbronn sowie das Landratsamt Heilbronn haben ihre Dienste bereits in Anspruch genommen. „Wir haben schon mehr als 3000 Bewerbungen für unsere Kunden generiert“, sagt Leonie Hanke stolz gegenüber der Heilbronner Stimme.

Unterstützt wird das junge Unternehmen derzeit durch das Gründungsstipendium Exist des Bundeswirtschaftsministeriums. „Das hilft uns enorm“, sagt Hanke der Heilbronner Stimme. Doch die wahre Kraft schöpft NextstepHR aus dem Ökosystem der Wissensstadt Heilbronn.

Die Stadt am Neckar befindet sich in einem bemerkenswerten Wandel: Während Institutionen wie die experimenta, das Fraunhofer IAO oder die Programmierschule 42 Heilbronn Wissen vermitteln, schaffen Start-ups wie NextstepHR konkrete Anwendungen für diese Erkenntnisse.

Das Problem, das sie lösen wollen, ist real: Viele Unternehmen in der Region suchen händeringend nach qualifizierten Mitarbeitern. Die Personalsuche wird immer zeitaufwendiger, die Bewerberpools kleiner. Ein Kunde habe mit Hilfe von NextstepHR bereits 120 Mitarbeiter eingestellt, berichten die Gründer.

Aktuell konzentrieren sich die drei jungen Unternehmer auf die Region Heilbronn-Franken. „Das Potenzial ist auf jeden Fall da“, sagt Lorenz Kopp der Heilbronner Stimme. Ein Potenzial, das auch die Wissensstadt Heilbronn selbst ausschöpfen möchte – als Standort für Innovation, Bildung und zukunftsweisende Technologien.

Während draußen vor den Fenstern der Campus Founders Studierende mit Kaffeetassen in der Hand zwischen den modernen Gebäuden des Bildungscampus spazieren, tippen die drei Gründer weiter auf ihren Laptops. Sie arbeiten an Algorithmen, die vielleicht bald die nächsten Professoren, Forscher und Ingenieure für die Wissensstadt Heilbronn finden werden.

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