Eine Gastprofessorin arbeitet noch bis zum Sommer auf dem Bildungscampus, außerdem kommen Dozentinnen zur Fortbildung in die Stadt: So vielfältig ist die Hilfe.
Von Simon Gajer, Foto: Simon Gajer
Die Hochschule Heilbronn hilft Ukrainerinnen und Ukrainern beim Studium und der wissenschaftlichen Arbeit. Mit Förderung des Bundes ist unter anderem Professorin Oleksandra Mandych für ein paar Monate angestellt, es werden Studierende in der Ukraine finanziell unterstützt. Kürzlich waren zudem acht Dozentinnen aus Kiew und Kharkiv für eine Woche in der Region, um sich in digitaler Lehre fortzubilden.
Die Wochen in Heilbronn sind für Oleksandra Mandych, die mit ihrem Sohn vor dem russischen Angriffskrieg geflohen ist, eine ganz besondere Zeit. “Wir fühlen uns sicher”, sagt die Ukrainerin. Ihre Gedanken drehen sich oft um ihre Heimat, um ihren Mann, der in der Ukraine zurückblieb, doch in Heilbronn kann sie wenigstens für kurze Momente den Krieg ausblenden und auf andere Gedanken kommen. “Das ist für mich wichtig”, sagt sie. Einfach wieder wissenschaftlich tätig sein, Studierende online unterrichten: Das helfe ihr in der schwierigen Zeit. “Ich denke dann nur an meine wissenschaftliche Arbeit.” Heilbronn ist für sie ein perfekter Ort, die Ausstattung sei gut.
Die Hochschule Heilbronn unterstützt Partnerhochschulen in der Ukraine
An der Hochschule unterstützt die Ukrainerin die Zusammenarbeit mit vier Partnerhochschulen in ihrem Heimatland. Dabei geht es um Online-Lehre. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin unterrichtet sie Doktorandinnen nach eigenen Angaben online im Bereich Wirtschaftswissenschaften, ebenfalls betreut sie Ukrainerinnen und Ukrainer bei Promotionen. Ihre Studentinnen sind in zahlreiche Länder geflohen, weiß sie. Die Männer durften das Land aber nicht verlassen.
Zurzeit ist allerdings unklar, ob das Förderprogramm durch den Bund weiterfinanziert wird. Die Verantwortlichen in Heilbronn hoffen, dass die Unterstützung auch zukünftig vorhanden bleibt. “Das ist ein großartiges Projekt”, sagt Professorin Ruth Fleuchaus, Prorektorin Internationales und Diversität. Insgesamt 60 Stipendien könne die Hochschule vergeben, pro Monat erhielten Studenten in der Ukraine jeweils 200 Euro.
In der Ukraine kooperieren die Institute miteinander
Das Projekt leistet allerdings weit mehr, als Ukrainerinnen in Deutschland einen Schutz zu bieten und Studenten vor Ort zu finanzieren. Die Hochschule Heilbronn arbeitet mit ihren Partnerhochschulen in der Ukraine zusammen, die sich erst mit dem Austausch besser untereinander vernetzt haben. Beispielsweise würden sich jetzt auch die dortigen Institute intensiver kooperieren.
In Heilbronn koordiniert Yuliia Reiter das Förderprojekt. Ukrainer waren nun ein paar Tage in der Region, um sich über digitale Lehre fortzubilden. “Wir wollen ein paar Tipps geben”, sagt sie.
So vielfältig ist die Hilfe in Heilbronn
Die Hochschule Heilbronn hat nach eigenen Angaben schon direkt nach Beginn des Krieges in der Ukraine ihre Solidarität für die Menschen im angegriffenen Land gezeigt. Schnell habe festgestanden: Die Hochschule wolle weiterhin ihre Partnerhochschulen in der Ukraine unterstützen. “Mit einem Online-Deutschkurs für ukrainische Lehrende und Angebote für ukrainische Gaststudierende der Partnerhochschulen wurde die Hilfe im Frühjahr 2022 konkret”, so Pressesprecherin Vanessa Offermann. Es folgte eine erfolgreiche Antragstellung beim Deutschen Akademischen Austauschdienst im Programm “Ukraine digital: Studienerfolg in Krisenzeiten sichern”. Neben Online-Lehraufträgen würden über das Projekt Stipendien an Studierende in der Ukraine vergeben, Online-Kurse organisiert und Lehrende bei der Weiterqualifizierung gefördert.
Im Rahmen des Heilbronner Projekts (HHN-DITO II: Digitally und internationally together in difficult times) ist seit März die Ukrainerin Oleksandra Mandych an der Hochschule beschäftigt. Sie kann allerdings nur bis zum Sommer in Deutschland bleiben, dann läuft die finanzielle Unterstützung aus. Was im Anschluss folgt? Sie braucht einen Moment, zögert, ringt nach Worte, wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln weg. Sie gehe zurück in die Ukraine, sagt sie. Fast alle Gebäude der Universität seien zerstört, ihre Wohnung sei zerstört. Sie setzt auf ein Programm und weiß: “Kharkiv wird wieder aufgebaut.”
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme

