Smart-City-Maßnahmen im Fokus: Fraunhofer IAO und Difu entwickeln räumliche Wirkungsmessung

Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha

Wie beeinflussen Smart-City-Maßnahmen den urbanen Raum? Diese Frage adressiert eine neue Studie des Fraunhofer IAO und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). Mit einem strukturierten Vorgehensmodell sollen Städte und Gemeinden nun besser verstehen können, wie digitale Lösungen ihren Raum gestalten und verbessern.

In Zeiten rasanter Urbanisierung und Digitalisierung setzen immer mehr deutsche Städte und Gemeinden auf smarte Lösungen, um das Leben in ihren Kommunen nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Doch wie wirken sich diese Maßnahmen tatsächlich auf den öffentlichen Raum aus? Genau dieser Frage gehen das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in ihrer neuesten Studie nach. Die Forscher haben ein praxisorientiertes Vorgehensmodell entwickelt, das Kommunen dabei unterstützen soll, die räumlichen Effekte von Smart-City-Maßnahmen zu messen und zu bewerten.

Relevanz der Studie für Kommunen

Ob intelligente Ampelschaltungen, die den öffentlichen Nahverkehr bevorzugen, oder Parksensoren, die den Parkdruck in Wohnquartieren verringern – die Auswirkungen solcher Maßnahmen müssen im räumlichen Kontext genau erfasst und bewertet werden. Nur so können Kommunen sicherstellen, dass ihre Strategien effektiv sind und die gewünschten Ergebnisse erzielen. „Es ist entscheidend, die räumlichen Auswirkungen dieser Maßnahmen zu verstehen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können“, erklärt Jan Abt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik.

Schrittweises Handlungsmodell für effektive Umsetzung

Die Praxishilfe der Studie beschreibt ein sechsstufiges Modell zur Messung der Raumwirksamkeit von Smart-City-Maßnahmen. Es reicht von der Entwicklung einer Gesamtstrategie und der Festlegung messbarer Ziele bis hin zur Umsetzung und Evaluation der Maßnahmen. Dieses flexible Vorgehen kann auch für fortgeschrittene Maßnahmen eingesetzt werden, um ihre langfristige Wirkung zu bewerten.

Praxischeck mit drei Kommunen

Um die Praxistauglichkeit des Modells zu testen, wurden drei deutsche Kommunen in die Untersuchung einbezogen. Diese Praxisbeispiele verdeutlichen, wie das Modell angewendet werden kann, um raumwirksame Ziele und geeignete Schlüsselindikatoren festzulegen. Janika Kutz, Teamleiterin am Fraunhofer IAO, betont: „Kommunen sollten das Verfahren als kontinuierliches Steuerungs- und Optimierungsinstrument verstehen und es langfristig anwenden.“

Langfristige Wirkungsmessung als Daueraufgabe

Die Studie zeigt, dass die Erfassung und Bewertung der Wirkungen einer Smart City keine einmalige Aufgabe ist. Vielmehr müssen Kommunen kontinuierlich überprüfen, ob ihre Maßnahmen die definierten Ziele erreichen. Hierfür sind ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen sowie ein effektives Wissensmanagement notwendig.

Ein wichtiger Beitrag zur Smart-City-Entwicklung

Die Studie ist Teil der wissenschaftlichen Begleitung der „Koordinierungs- und Transferstelle Smart City“ (KTS). Ziel der KTS ist es, neue Erkenntnisse und Lösungen für die kommunale Praxis zu erarbeiten und zu verbreiten. „Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Beitrag zur fachlichen Unterstützung der Smart-City-Modellprojekte und zum Wissenstransfer in die Breite“, erläutert Andreas Helsper, Koordinator der wissenschaftlichen Begleitung in der KTS.

Förderung und Projektpartner

Seit 2019 fördert das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) gemeinsam mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) insgesamt 73 Modellprojekte im Rahmen der „Modellprojekte Smart Cities“ (MPSC). Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) koordiniert die Forschung innerhalb dieser Fördermaßnahme. Zu den Projektpartnern der KTS gehören neben dem Fraunhofer IAO und dem Difu auch das Fraunhofer IESE, der DLR-Projektträger und Creative Climate Cities (CCC).

Durch die Zusammenarbeit und den Austausch von Wissen und Erfahrungen sollen langfristig alle Kommunen in Deutschland von den Erkenntnissen und Lösungen profitieren. Die neue Studie des Fraunhofer IAO und des Difu bietet hierfür eine wertvolle Grundlage und einen wichtigen Schritt in Richtung einer smarteren, lebenswerteren Zukunft.