„Reporterglück am Hochspannungsnetz“ – Wie Martin Schlak den Robert-Mayer-Preis 2024 gewann

Von Robert Mucha, Foto: PR

Er stand zur richtigen Zeit am richtigen Ort – und schuf mit seiner Reportage „Im Reich der Hochspannung“ eine Geschichte, die jetzt mit dem Robert-Mayer-Preis 2024 ausgezeichnet wurde. Martin Schlak, heute Redakteur beim Spiegel, berichtet von den Menschen, die unser Stromnetz stabil halten – und davon, wie er selbst das Glück hatte, beim Hochfahren eines Kraftwerks live dabei zu sein. In der Experimenta Heilbronn erhielt er den Preis und verewigte sich mit einer eindrucksvollen Botschaft im Goldenen Buch der Stadt.

Applaus für den Preisträger – Preisverleihung im Science Dome
Im feierlichen Licht des Science Dome der Experimenta Heilbronn richtet sich der Blick auf eine Person: Martin Schlak, Wissenschaftsjournalist und Redakteur beim Spiegel. Neben ihm stehen Jochen Lambauer, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt, sowie Harry Mergel, Oberbürgermeister von Heilbronn. Gemeinsam überreichen sie ihm den Robert-Mayer-Preis 2024 – eine Auszeichnung, die an Journalisten mit besonderem Gespür für Energie- und Umweltthemen verliehen wird.

Schlak erhält den Preis für seine Reportage „Im Reich der Hochspannung“, die 2023 im Stern erschien. In seinem Artikel erzählt er, wie Menschen in Kraftwerken und Leitwarten alles tun, um die Stromversorgung in Krisenzeiten zu sichern. Sein Thema hätte kaum aktueller sein können: Herbst 2022, der Ukraine-Krieg tobt, und in Deutschland wächst die Sorge vor Energieengpässen. Der Begriff „Brownout“ wird plötzlich Teil des Alltagsvokabulars.

„Wie ein Orchester, das jeden Tag probt, aber nie auftritt“
Die Idee zur Reportage kam Schlak, als er die Frage stellte, die sich im Alltag kaum jemand stellt: Was passiert hinter der Steckdose? „Wir alle erwarten, dass der Strom fließt, wenn wir den Stecker in die Steckdose stecken“, sagte Schlak in einem Interview mit der VDI.de. Doch was genau passiert, wenn die Versorgung ins Wanken gerät?

Seine Recherche führt ihn in ein Reserve-Kraftwerk, das normalerweise stillsteht. „Wie ein Orchester, das jeden Tag probt, aber nie auftritt“, beschreibt er die Arbeit der Mitarbeiter. Seine Hoffnung, den Moment zu erleben, in dem das Kraftwerk wirklich ans Netz geht, schien zunächst vergeblich. Denn die Entscheidung, ein solches Kraftwerk hochzufahren, fällt oft erst wenige Stunden vor dem Einsatz.

Doch Schlak hat, was im Journalismus oft der Schlüssel zu besonderen Geschichten ist: Reporterglück. Als er vor Ort ist, erhält das Kraftwerk den Auftrag, hochzufahren. Plötzlich erwachen die Maschinen zum Leben. Schlak ist live dabei, als die Generatoren ans Netz gehen, hört das Brummen der Turbinen und spürt das Zittern des Bodens. Eine solche Szene bekommt selbst ein erfahrener Wissenschaftsjournalist nicht oft zu sehen.

Der Weg zum Journalismus – Von der Physik in den Newsroom
Martin Schlaks Weg in den Journalismus war alles andere als gewöhnlich. Er studierte Physik und Philosophie in Münster, Sevilla und Berlin – eine ungewöhnliche Kombination, die ihn heute auszeichnet. „Naturwissenschaften und Sprache haben mich gleichermaßen begeistert“, erklärte er im Gespräch mit VDI.de. Der technische Hintergrund verschaffe ihm Zugang zu Themen, die andere oft meiden.

Nach dem Studium folgte der Schritt in den Journalismus: Er schaffte es an die Henri-Nannen-Schule in Hamburg, eine der renommiertesten Journalistenschulen Deutschlands. Praktika und Stationen bei Redaktionen wie GEO und Spiegelfolgten. Von 2020 bis 2023 schrieb er für den Stern, bevor er 2023 zum Spiegel wechselte.

Hintergrund des Preises – Wer war Robert Mayer?
Der Robert-Mayer-Preis ist nach dem Heilbronner Naturforscher Robert Mayer (1814–1878) benannt, der als Mitbegründer des Energieerhaltungssatzes gilt. Die VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt und die Stadt Heilbronnverleihen den Preis seit 1979 an Journalisten, die Themen rund um Energie und Technik verständlich machen.

Im Fall von Martin Schlak trifft das zu 100 % zu. „Mit Ihrer Reportage haben Sie das Unsichtbare sichtbar gemacht“, lobte Jochen Lambauer den Preisträger während der feierlichen Verleihung. Schlak mache das Thema Energieversorgung für ein breites Publikum greifbar – und schaffe damit Akzeptanz und Verständnis für die Arbeit der Ingenieure.

Eintrag ins Goldene Buch – Eine Botschaft mit Tiefgang
Der Moment der Verleihung wird mit einem weiteren Ritual abgeschlossen: Harry Mergel bittet den Preisträger, sich im Goldenen Buch der Stadt Heilbronn zu verewigen. Schlak greift zum Stift und hinterlässt eine Botschaft, die in Erinnerung bleibt:

„Möge die Wissenschaft uns weiterhelfen.“

Mit diesen Worten macht der Preisträger deutlich, worum es ihm geht: Wissenschaft ist kein Selbstzweck. Sie ist da, um Probleme zu lösen.

Fazit – Eine Reportage, die für Aufsehen sorgt
Mit der Verleihung des Robert-Mayer-Preises 2024 wird nicht nur die Arbeit von Martin Schlak geehrt, sondern auch die Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus. Mit seiner Reportage „Im Reich der Hochspannung“ zeigt Schlak, was es bedeutet, in Krisenzeiten bereit zu sein – und wie die Menschen in Kraftwerken und Leitwarten zum unsichtbaren Rückgrat der Stromversorgung werden.

„Ich wollte die Geschichte hinter der Steckdose erzählen“, sagt Schlak. Und das ist ihm gelungen. Der Moment, in dem das Kraftwerk hochgefahren wird, ist dabei der Wendepunkt der Reportage – ein Bild, das die Leser*innen mitnimmt in eine Welt, die sonst verborgen bleibt. Mit dieser Geschichte hat Schlak nicht nur Reporterglück, sondern auch den Nerv der Zeit getroffen.

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch von Heilbronn und der Auszeichnung mit dem Robert-Mayer-Preis wird diese Reportage zum Symbol für die Bedeutung von Wissenschaft und Journalismus – ein Beispiel dafür, wie die beiden Disziplinen zusammenwirken können, um Komplexität verständlich zu machen.

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