Bei der European Aviation Conference auf dem Bildungscampus Heilbronn ging es um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Luftverkehr. Die Branche steht derzeit vor einigen Herausforderungen.
Von Lisa Könnecke Foto: Wonder App
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf die Luftverkehrsbranche? Und welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den aktuellen Entwicklungen begegnen zu können? Über diese und weitere Fragen diskutierten jüngst internationale Experten bei der European Aviation Conference auf dem Bildungscampus Heilbronn, die als eine der führenden ökonomischen Konferenzen im Bereich Luftverkehr gilt. Ausgerichtet wurde sie von Logwert, dem gemeinsamen Forschungs-Kompetenzzentrum des Frauenhofer IAO und der Hochschule Heilbronn.
Schneller erholt als erwartet
Die Corona-Pandemie sei zwar die bisher größte Krise der Luftfahrt gewesen, doch die Branche habe sich schneller erholt als erwartet, resümiert Jens Hujer, der zur Logwert-Institutleitung gehört. Allerdings habe die Corona-Krise eine Lupe auf die Herausforderungen der Luftfahrt gehalten und die Dringlichkeit, diese anzugehen, unterstrichen. Beispielsweise die personellen Engpässen, die vor allem im Sommer deutlich wurden, als die Nachfrage der Kunden unterschätzt wurde.
“Die Zeiten des billigen Fliegens sind vorbei”
Klar ist auch: “Die Zeiten des billigen Fliegens sind erstmal vorbei.” Knappe Kapazitäten, notwendige Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit sowie erhöhte Energiekosten hätten für einen Anstieg der Flugpreise gesorgt.
Nachhaltigkeit in der Luftverkehrsbranche sei eines der größten Themen und die damit verbundene Frage, wie es weitergeht, stehe im Raum. Es gebe zwar Ansätze in der EU, aber keine globale Strategie, bedauert Hujer: “Für einen technologischen Durchbruch bei emissionsfreien Flugzeugen sind wir viel zu spät dran.”
Bis 2035 könnten für kurze Distanzen kleine, vollelektrische Flugzeuge eingesetzt werden. Auch alternative Antriebe wie wasserstoffbetriebene Flugzeuge müssten in den Fokus rücken. Für lange Distanzen werde es aber nur langfristige Lösungen geben, die Stand jetzt noch nicht in Sicht seien.
Wettbewerbsnachteil mit anderen Airlines
Eine Herausforderung sieht Jens Hujer auch im EU-Klimaschutzpaket “Fit für 55”: Einerseits müssten Emissionen reduziert werden, andererseits würden Maßnahmen wie eine Besteuerung von Kerosin, über die man derzeit nachdenke, zu einem Wettberwerbsnachteil mit anderen Airlines führen. Beispielsweise könnten Drehkreuze angeflogen werden, die außerhalb der EU liegen, lautet Jens Hujers Befürchtung. Klar sei aber auch: “Irgendjemand muss beginnen.”
Bei der Digitalisierung an Flughäfen geht es voran
Positiver ist es laut dem 51-Jährigen um die Digitalisierung an Flughäfen bestellt. “Hier sehen wir deutliche Fortschritte.” Themen wie beispielsweise die biometrische Gesichtserkennung bei der Passkontrolle oder vereinfachte Prozesse bei der Gepäckverladung seien stark im Kommen.
Neuer Forschungszweig bei Logwert im Aufbau
Die European Aviation Conference hat laut Jens Hujer nicht nur jede Menge Erkenntnisse ans Licht gebracht, sondern war auch der Auftakt für den neuen Forschungszweig “Neuer und urbaner Luftverkehr”, den man bei Logwert in den nächsten Jahren aufbauen wolle.
Mehr Informationen zur Konferenz unter www.eac-conference.com.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme