Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha
Eine Forschungsgruppe der DHBW Heilbronn hat den Getränkemarkt unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen: Der spontane Einkauf am Kiosk boomt, und Wein aus der Dose ist längst kein Tabuthema mehr. Ein Blick auf die Veränderungen im Konsumverhalten und was das für regionale Produzenten bedeutet.
Der Kiosk um die Ecke erlebt eine Renaissance. Das ist eines der überraschenden Ergebnisse einer umfangreichen Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn. Das Forschungsprojekt, an dem knapp 30 Partner beteiligt sind, darunter der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels und das Staatsweingut Weinsberg, zielt darauf ab, die Vermarktung regionaler Weine und Säfte zu fördern.
Die Zahlen sprechen für sich: Von den 640 Befragten kaufen über 60 Prozent mindestens einmal pro Woche in einem Kiosk ein, 33 Prozent sogar mehrmals die Woche. “Mehr als 60 Prozent gaben an, dass es sich meist um Spontankäufe handelt, beispielsweise auf dem Nachhauseweg oder vor dem Ausgehen”, berichtet die Forschungsgruppe der Heilbronner Stimme.
Besonders interessant sind die Erkenntnisse zum Weinkonsum. Anika Stollsteimer und Lukas Kugele von der DHBW Heilbronn erklären gegenüber der Zeitung: “Beim Thema Wein herrscht bei Kiosk-Betreibern oft Unwissenheit und Unsicherheit. Die Weinauswahl und Weinempfehlungen werden häufig auf Basis persönlicher Geschmackspräferenzen getroffen oder aufgrund gezielter Nachfrage von Stammkunden ins Sortiment aufgenommen.”
Ein Trend, der selbst die Forscher überraschte: Neben der klassischen 0,75-Liter-Flasche erfreuen sich auch kleinere Gebinde und sogar Dosen wachsender Beliebtheit. “Die Dose schneidet hier mit 27 Prozent für Wein und 34 Prozent für Saft sehr gut ab”, so die Forscher. Vor allem die 20- bis 30-jährigen Kunden greifen gerne zur Dose.
Diese Entwicklung könnte für regionale Produzenten von großer Bedeutung sein. Stollsteimer betont im Gespräch mit der Heilbronner Stimme: “Junge Konsumenten werden zukünftig die stärkste Käufergruppe ausmachen. Deswegen ist es so wichtig, zu wissen, was junge Menschen zum Kauf bewegt und welche Produkte sie eben auch letzten Endes kaufen.”
Die Generation Z lässt sich dabei vor allem von der optischen Aufmachung eines Produkts zum Kauf überzeugen. “Das Produkt kenne ich noch gar nicht, sieht cool aus und klingt interessant”, fasst Stollsteimer die Einstellung dieser Zielgruppe zusammen.
Für die Weinregion Heilbronn-Franken könnten diese Erkenntnisse von großer Bedeutung sein. Bislang spielen Weine aus Baden-Württemberg in Kiosken eine nachgeordnete Rolle. Doch mit dem richtigen Marketing und innovativen Verpackungskonzepten könnte sich das ändern.
Die DHBW-Studie, für die über 300 Stores in Hamburg, Berlin und Köln besichtigt wurden, liefert wertvolle Einblicke in sich verändernde Konsumgewohnheiten. Sie zeigt, dass der Kiosk als Verkaufskanal nicht zu unterschätzen ist und bietet regionalen Produzenten die Chance, neue Zielgruppen zu erschließen.
Ob Wein aus der Dose bald zum Standardsortiment in Heilbronner Kiosken gehören wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch: Die Getränkebranche steht vor spannenden Herausforderungen – und die DHBW Heilbronn liefert die Daten, um diese zu meistern.