Von Robert Mucha, Foto: Saeed Kakavand
Es ist Samstagmittag in Heilbronn, die Sonne brennt vom Himmel. Doch die Menschen strömen nicht ins Freibad, sondern in den Zukunftspark Wohlgelegen. Dort, wo sonst viel Beton und Glas in den Himmel ragen, hat sich an diesem Wochenende ein kleines Wunderland aufgetan. Das KI-Festival ist in der Stadt. Zum dritten Mal schon. Und plötzlich scheint die Zukunft zum Greifen nah.
Über 50 Aussteller präsentieren hier ihre Visionen einer Welt, in der künstliche Intelligenz unser aller Leben bestimmt. Klingt gruselig? Vielleicht. Aber die rund 9000 Besucher, die an diesem Wochenende über das Gelände schlendern, wirken alles andere als verängstigt.
Da sind zum Beispiel ein Vater mit seinem Sohn aus Öhringen. Beide sind zum ersten Mal auf dem Festival. Der Vater gibt zu, dass seine KI-Erfahrung sich bisher auf ChatGPT und Alexa beschränkt. Aber neugierig ist er. Und während er sich umschaut, tobt sich sein Sohn am Tischkicker aus. KI? Ist hier auch nur ein Spielplatz unter vielen.
Ein paar Meter weiter lässt sich eine junge Frau schminken. Doch die Vorlage für ihr Make-up kommt nicht aus einem Hochglanzmagazin, sondern wurde von einem Algorithmus entworfen. Willkommen in der schönen neuen Welt.
Auch die Stadtverwaltung ist mit von der Partie. Sie zeigt, wie KI schon jetzt den Posteingang im Rathaus sortiert. Die Beamten der Zukunft tragen offenbar Silikonchips statt Ärmelschoner.
In einer Hängematte liegt ein Besucher und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Der IT-Berater ist begeistert vom Festival und schwärmt, dass man weder Nerd sein noch Fachkompetenzen mitbringen müsse. Dann kommt er auf das Ipai zu sprechen, den neuen KI-Campus, der bald in Neckargartach entstehen soll. Für den begeisterten Besucher ist das der nächste große Schritt für Heilbronn nach der Bundesgartenschau 2019.
Tatsächlich hat das Ipai-Besucherzentrum gerade erst eröffnet, direkt gegenüber vom Festivalgelände. Eine Jugendliche und ihre Freundinnen waren schon dort und sind beeindruckt von der futuristischen Atmosphäre. Als wäre das hier nicht schon Zukunft genug.
Selbst auf dem Neckar tut sich was. Die MS Experimenta hat angelegt und bietet Workshops zum Thema KI an. Uwe Dengler von der Experimenta erklärt, dass Besucher selbst Bilder mithilfe einer KI gestalten und ausdrucken lassen können. Kunst aus der Maschine, sozusagen.
Thomas Bornheim, CEO der Programmierschule 42 Heilbronn, die das Festival veranstaltet, erinnert sich noch gut an die Anfänge vor drei Jahren. Damals war KI für die meisten noch ein Fremdwort. Heute ist es Alltag.
Debbie Gunkel, die Leiterin des Festivals, betont, dass die Angebote für alle da sind, nicht nur für Experten. Der Fokus liege auf Austausch und vor allem auf Spaß.
Und so tanzen an diesem Wochenende Neugierige und Nerds, Familien und Fachleute gemeinsam in eine Zukunft, die längst begonnen hat. Mitten in Heilbronn, der Stadt, die gerade dabei ist, sich neu zu erfinden. Als Hauptstadt der künstlichen Intelligenz? Wer weiß. Die Reise hat gerade erst begonnen.