Heilbronn plant den Sprung ins digitale Zeitalter

Von Robert Mucha, Foto: Nico Kurth

Es klingt wie ein Traum aus der Zukunft: Ein ganzes Stadtviertel, gewidmet der Künstlichen Intelligenz. Doch in Heilbronn wird dieser Traum gerade Wirklichkeit. Der Innovationspark Artificial Intelligence, kurz Ipai, nimmt Gestalt an. Und zwar nicht irgendwo, sondern mitten auf den Steinäckern, wo bisher nur Getreide und Kartoffeln wuchsen.

Am 5. Juli 2024 hat der Gemeinderat grünes Licht gegeben. Ein Beschluss, der die Stadt für immer verändern könnte. 23 Hektar sollen es werden, eine Fläche so groß wie 32 Fußballfelder. Hier soll entstehen, wovon Zukunftsforscher träumen: Ein Ort, an dem die klügsten Köpfe der Welt zusammenkommen, um die Zukunft zu gestalten.

Die Pläne sind ehrgeizig. Schon Anfang 2025 sollen die ersten Bagger anrollen. Doch bevor die ersten Algorithmen durch die Leitungen fließen können, muss noch viel Papier bewegt werden. Flächennutzungspläne, Bebauungspläne, ökologische Ausgleichsmaßnahmen – die Bürokratie lässt sich auch von der KI nicht überflügeln.

Die Stadträte sind begeistert. Sie sprechen von einem Meilenstein, einem Schritt nach vorne, einem Stadtteil der Zukunft. Manche fühlen sich gar an Science-Fiction erinnert. Und tatsächlich: Die Visualisierungen des niederländischen Architekturbüros MVRDV sehen aus, als wären sie einem Blade-Runner-Film entsprungen.

Doch es geht nicht nur um futuristische Architektur. Der Ipai soll ein lebendiges Quartier werden, ein Ort, an dem nicht nur Wissenschaftler und Unternehmer, sondern auch ganz normale Heilbronner zuhause sein können. Ein Stadtteil, in dem die Zukunft nicht nur erforscht, sondern gelebt wird.

Natürlich gibt es auch kritische Stimmen. Landwirte sorgen sich um ihre Ackerflächen, Naturschützer um Fledermäuse und andere Tiere. Doch die Stadt verspricht Ausgleich. In Neckargartach, Böckingen, Klingenberg und anderen Stadtteilen sollen neue Grünflächen entstehen. Sogar das städtische Ökokonto wird geplündert.

Die Erwartungen sind hoch. Der Ipai soll Heilbronn auf die Weltkarte der KI-Forschung setzen. Er soll Wissenschaftler und Unternehmen anlocken, Arbeitsplätze schaffen, die Stadt in die Zukunft katapultieren. Eine Strahlkraft, die weit über Baden-Württemberg hinausreichen soll.

Ob diese Hoffnungen sich erfüllen werden, wird sich zeigen. Noch ist der Ipai nicht mehr als ein Plan auf Papier, eine Vision in den Köpfen von Politikern und Stadtplanern. Doch wenn alles gut geht, könnte Heilbronn bald nicht nur für seinen Wein bekannt sein, sondern auch für seine Bits und Bytes.

Die Bürger haben jetzt 44 Tage Zeit, sich die Pläne anzusehen und ihre Meinung zu sagen. Dann wird weiter geplant, gerechnet, diskutiert. Bis Ende 2025, so hofft die Stadt, könnte alles fertig sein. Dann heißt es: Willkommen in der Zukunft, Heilbronn!

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