Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha
Während andere Städte noch über Baumscheibenpatenschaften diskutieren, denkt Heilbronn schon an schwebende Gärten. Bei der “Wissenspause” im Deutschhof entwerfen Experten die grüne Zukunft der Stadt – vom Schottergarten-Verbot bis zum Palmen-Dilemma.
Es ist ein sonniger Julitag im Heilbronner Deutschhof. Doch statt über das Wetter zu plaudern, diskutieren hier drei Experten über die grüne Zukunft der Stadt. Christhard Schrenk, Direktor des Stadtarchivs, hat zur “Wissenspause” geladen. Seine Gäste: Oliver Toellner, Chef des Grünflächenamts, und Bärbel Kistner, langjährige Redakteurin der Heilbronner Stimme. Das Thema: Wie viel Grün verträgt eine Stadt im Wandel?
“Flächenschwund ist ein Thema”, gibt Toellner zu bedenken. Mit Blick auf den geplanten KI-Campus und die wachsende Hochschullandschaft steht Heilbronn vor Herausforderungen. Doch der Grünflächenchef hat Visionen: “Der Platz am Wollhaus soll deutlich grüner werden.” Auch der Kiliansplatz und sogar Kirchenbalkone sollen dem Beton entrissen werden.
Kistner geht noch einen Schritt weiter. “Ich wünsche mir, dass Heilbronn die erste Schottergarten-freie Stadt in Deutschland wird”, sagt sie mit einem Augenzwinkern – und erntet prompt Applaus aus dem Publikum.
Doch nicht alles, was grün ist, ist auch nützlich. Toellner enthüllt das Palmen-Dilemma des Kiliansplatzes: Schön anzusehen, aber klimatisch nutzlos und bei Events im Weg. Ein Vorbild sei dagegen der Experimenta-Platz mit seinen klimagerechten Bäumen und einer Benebelungsanlage.
Die Diskussion zeigt: In Heilbronn wird nicht nur über die digitale Zukunft nachgedacht. Hier soll auch die Natur ihren Platz behalten – oder zurückerobern. Die Bundesgartenschau 2019 hat laut Toellner “Energien freigesetzt, die so niemals möglich gewesen wären” und ein 40 Hektar großes Areal zu einem Vorzeigeprojekt urbaner Stadtentwicklung gemacht.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Heilbronn steht vor der Herausforderung, Tradition und Innovation, Beton und Grün in Einklang zu bringen. Ob am Wollhaus bald Hängegärten entstehen oder der Kiliansplatz zum Mini-Dschungel wird – die Stadt am Neckar scheint bereit, neue Wege zu gehen.
Die “Wissenspause” im Deutschhof zeigt: In Heilbronn wird nicht nur über die grüne Zukunft geredet – hier wird sie aktiv gestaltet. Zwischen KI-Campus und Klimawäldchen könnte eine Stadt entstehen, die Vorbild für ganz Deutschland wird. Die nächste urbane Revolution? Sie könnte durchaus einen schwäbischen Akzent haben – und sehr grün sein.