Von Robert Mucha, Foto: World Economic Forum / Mattias Nutt
Im verschneiten Davos, wo sich die Weltelite traditionell die Klinke in die Hand gibt, ist Heilbronn dieses Jahr mehr als nur ein Gast unter vielen. Mit einer selbstbewussten Delegation aus Wissenschaft und Wirtschaft präsentiert sich die Stadt als aufstrebende KI-Metropole – und erntet dafür sogar den respektvollen Neid von Cambridge.
Die Promenade von Davos gleicht dieser Tage einem globalen Dorf der Zukunftsgestalter. Wo sonst beschauliche Alpenidylle herrscht, haben sich Tech-Giganten wie Amazon, Uber und PWC in umgebauten Ladenlokalen eingerichtet. Zwischen den Pop-up-Präsenzen von Weltmächten wie Qatar und Südafrika findet sich ein Ort, der die Blicke auf sich zieht: das „AI House“, in dem auch Heilbronn Flagge zeigt.
„Wir sind hier, weil wir stolz sind auf die Region“, sagt Daniel Gottschald, Geschäftsführer des TUM-Campus Heilbronn, wie die Heilbronner Stimme berichtet. Seine Worte klingen nicht wie eine Floskel – sie sind das selbstbewusste Statement einer Region, die sich längst nicht mehr verstecken muss. „Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei“, konstatiert er im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.
Die Resonanz gibt ihm Recht: In einer exklusiven Podiumsrunde äußern sich sogar Vertreter der Elite-Universität Cambridge neidisch auf die Entwicklungen in Heilbronn. Die nächsten Treffen sind bereits in Planung – wahlweise in Barcelona oder Heilbronn.
Auch der Mittelstand nutzt die große Bühne. Gunther Wobser, geschäftsführender Gesellschafter des Temperatur-Spezialisten Lauda, ist zum ersten Mal in Davos dabei. „Wir haben Praxisbeispiele“, sagt er gegenüber der Heilbronner Stimme mit hörbarem Stolz über die KI-Anwendungen seines Unternehmens.
Timo Gessmann von der Schunk-Geschäftsführung, bereits Davos-erfahren, beobachtet die rasante Entwicklung der KI-Technologie. „Vor einem Jahr drehte sich noch vieles um klassische KI“, erinnert er sich im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. „Jetzt reden wir über generative KI, die uns hilft, Automatisierung noch einfacher zu gestalten.“
Die TUM-Delegation versteht sich dabei als „Botschafter des Ökosystems“, wie Gottschald im Interview betont. Dieses Ökosystem – bestehend aus dem Bildungscampus, dem Innovationspark für Künstliche Intelligenz (Ipai) und den ansässigen Unternehmen – hat Strahlkraft entwickelt. „Das hat sich rumgesprochen“, bestätigt Schunk-Manager Gessmann der Heilbronner Stimme. „Das freut uns als mittelständisches Unternehmen, da es uns neue Möglichkeiten eröffnet.“
Der Erfolg zeigt sich auch in der Planung für das kommende Jahr: Die Heilbronner Delegation soll dann noch größer werden. Und Davos kommt nach Heilbronn: Eine Delegation des SDG-Tents, Forum für Nachhaltigkeitsfragen, hat bereits ihren Besuch auf dem Bildungscampus angekündigt.
In den verschneiten Schweizer Bergen, wo Thomas Mann einst seinen „Zauberberg“ ansiedelte, schreibt Heilbronn seine eigene Erfolgsgeschichte. Das „einmalige Netzwerk“, wie es Gessmann in Davos nennt, öffnet Türen – und macht aus der ehemaligen Industriestadt eine Marke, die für Innovation und Zukunftstechnologie steht.