Führungskräfte aus der App

Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Führungsqualitäten downloaden wie eine Dating-App. Klingt verrückt? Willkommen in Heilbronn, wo die Zukunft der Chefetage gerade neu erfunden wird.

Am Center for Advanced Studies (CAS) der Dualen Hochschule Baden-Württemberg startet ein Experiment, das klingt, als hätte es ein Silicon Valley-Guru nach zu viel Käsespätzle erdacht: „In Führung gehen“ heißt das Projekt, bei dem 18 Masterstudenten in nur acht Wochen zu digitalen Führungskräften geupgradet werden sollen.

Die Zutaten für diesen Management-Smoothie? Eine App, ein paar Coaches und jede Menge Microlearnings – kleine Häppchen Führungswissen, die man zwischen Kaffee und Konferenz mal eben weginhaliert. Es ist, als würde man versuchen, einen Drei-Sterne-Koch mit YouTube-Tutorials auszubilden. Aber hey, wir leben im Zeitalter der Disruption, oder?

Annette Ott, die Chefköchin dieses digitalen Führungsmenüs, spricht von einem „neuen, didaktischen Konzept“. Man könnte auch sagen: Führung für die TikTok-Generation. Dekan Prof. Dr.-Ing. Andreas Föhrenbach, der das Ganze wissenschaftlich betreut, verspricht eine „solide Grundlage für erfolgreiche Führung“. Vielleicht sollte man in Zukunft Stellenanzeigen mit „Suche Chef (m/w/d), mind. 1000 App-Punkte“ formulieren?

Die Teilnehmer jedenfalls sind Feuer und Flamme. Jan Niklas Goldhammer, Executive Engineering-Student im 3. Semester, will sich auf „potenzielle Führungspositionen im unternehmensorganisatorischen Kontext“ vorbereiten. Ein Satz, bei dem selbst Alexa ins Stottern käme. Julia Kopp, angehende Sozialarbeits-Gouvernante, freut sich auf den „Austausch mit Führungskräften aus anderen Branchen“. Vielleicht lernt der Ingenieur ja, wie man eine Teambuilding-Maßnahme im Hamsterrad organisiert?

Das Ganze klingt ein bisschen wie „Deutschland sucht den Superchef“, nur ohne Dieter Bohlen und mit mehr Fachbegriffen. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja wirklich die Zukunft der Führung. In einer Welt, in der wir Pizza per App bestellen und Beziehungen per Swipe beginnen, warum sollten wir da nicht auch Führungsqualitäten digital erwerben?

Eines ist sicher: Heilbronn mischt wieder mal ganz vorne mit, wenn es darum geht, die Arbeitswelt von morgen zu gestalten. Ob das alles funktioniert? Das Projektteam ist „gespannt auf die ersten Ergebnisse“. Und wir sind gespannt, ob die App-gesteuerten Führungskräfte von morgen wissen, wie man einen Drucker repariert oder Kaffee kocht. Denn auch im digitalen Zeitalter gilt: Ein Chef, der keinen Kaffee kochen kann, ist kein echter Chef.

Also, liebe angehende Führungskräfte: Ladet eure Leadership-Apps, poliert eure digitalen Soft Skills und vergesst nicht, ab und zu mal das Smartphone wegzulegen. Denn auch im Jahr 2024 gilt: Führung braucht mehr als nur einen guten Akku. Sie braucht Menschen, die verstehen, dass hinter jedem Datenpunkt ein Mensch steckt. Und das lernt man vielleicht doch besser im echten Leben als in einer App. Aber wer weiß – vielleicht beweist Heilbronn ja das Gegenteil. Die nächsten acht Wochen werden es zeigen.

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