Von Robert Mucha, Foto: Ideogram/Robert Mucha
In Heilbronn wird kräftig an den Grundfesten des Alltags gerüttelt. Diesmal hat es Professor Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn auf die Auto-Kennzeichen abgesehen. Seine Vision: Jede Große Kreisstadt bekommt ihr eigenes Kürzel. Epp für Eppingen, Rap für Bad Rappenau, NC für Neckarsulm. Klingt nach einer Mischung aus Lokalpatriotismus und Alphabetsuppe.
Bochert, seines Zeichens VWL-Professor und selbsternannter Destinationsmanager, hat schon einmal die Altkennzeichen zurückgebracht. Jetzt will er nachlegen. Seine Begründung klingt wie aus einem Marketing-Lehrbuch: Stadtmarketing zum Nulltarif, Identifikation mit der Heimat, erhöhtes Engagement der Bürger. Alles schön und gut, aber was sagen die Nummernschildhersteller dazu?
Der Professor schwärmt von den Erfolgen in Öhringen, wo angeblich jeder zweite mit ÖHR durch die Gegend kurvt. Ein fahrendes Heimatmuseum, sozusagen. Und in Eppingen? Da wurden vor Jahren die Schilder des Heilbronner Lands kurzerhand abmontiert. Vielleicht sollte man die neuen Kennzeichen dort besser festschweißen.
Kompliziert wird’s in Neckarsulm. NC soll’s werden, weil NSU – nun ja, da schwingen noch andere Assoziationen mit. Bochert schlägt vor, einfach zu warten, bis die Erinnerungen „verjährt“ sind. Ein kühner Plan, der vermutlich noch ein paar Jahrzehnte brauchen wird.
Ob die politischen Entscheider auf Bocherts Idee anspringen? Der Professor gibt sich optimistisch. Vielleicht sollte er zur Sicherheit schon mal Aufkleber drucken lassen. „Epp on Tour“ oder „NC – Nice Cars“ könnten Verkaufsschlager werden.
In Heilbronn wird die Zukunft nicht nur gedacht, sondern auch auf die Straße gebracht. Und wer weiß – vielleicht fahren wir bald alle mit Kennzeichen herum, die mehr über unsere Heimatliebe aussagen als über unsere Fahrkünste. Willkommen in der schönen neuen Welt der automobilen Identitätspolitik!