Von Robert Mucha, Foto: DHBW CAS
Im DHBW Center for Advanced Studies werden nicht nur Abschlussarbeiten geschrieben, sondern Zukunftsstrategien entwickelt. Fünf Absolvent*innen haben dafür gerade 1000 Euro von Ernst & Young erhalten – und zeigen dabei, wie sich theoretisches Wissen in handfeste Lösungen verwandelt.
In einem der lichten Seminarräume des Center for Advanced Studies der DHB herrscht eine Atmosphäre zwischen Stolz und Erleichterung. Fünf junge Menschen halten Preise in den Händen, die mehr bedeuten als nur eine Anerkennung: Sie sind der Beweis dafür, dass aus akademischen Arbeiten echte Innovationen entstehen können.
„Diese Preisverleihung gibt es schon seit vielen Jahren, seit 2016“, sagt Prof. Dr. Conny Mayer-Bonde, Dekanin des Fachbereichs Wirtschaft. „Das kann man eine Tradition nennen.“ Eine Tradition, die zeigt, welch „spannende, herausragende Arbeiten am Center for Advanced Studies geschrieben“ werden.
Steffen Holzmann, Wirtschaftsprüfer und Partner bei EY in Heilbronn, überreicht die Preise inklusive monetärer Würdigung von jeweils 1000 Euro. Sein Rat an die Preisträger: „Gönnen Sie sich etwas, Sie haben es verdient – oder investieren Sie weise.“ Es ist ein Satz, der die pragmatische Haltung einer Bildungseinrichtung widerspiegelt, die ihre Studierenden nicht nur zu Denkern, sondern auch zu Machern ausbildet.
Die Themen der ausgezeichneten Arbeiten lesen sich wie ein Querschnitt durch die Herausforderungen unserer Zeit. Lars Meyer, Masterabsolvent in Finance und Angestellter bei der VR-Bank Nordeifel AG, hat sich einem für Laien erklärungswürdigen Thema gewidmet: Buy Writing vs. Put Writing, dem Vergleich von zwei Optionsstrategien auf dem Kapitalmarkt.
„Einfach gesagt, als Investoren suchen wir immer nach Renditequellen, die möglichst verlässlich und stabil sind“, erklärt Meyer. Ein hochaktuelles Thema, wie er betont: „Man habe zuletzt im April gesehen was passiere, wenn Präsident Trump den Aktienmarkt nervös mache.“ Seine Arbeit schließt eine Forschungslücke, weshalb der Gutachter empfiehlt, die wichtigsten Erkenntnisse in einer renommierten Fachzeitschrift zu veröffentlichen.
Lisa Negro, Masterabsolventin in Entrepreneurship, verfolgte ihr Herzensthema: „Ich bin mit dem Ehrenamt groß geworden, im Sportverein – war später selbst als Trainerin aktiv.“ Für ihre Masterthesis entwickelte sie eine digitale Plattform fürs Ehrenamt, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen und mehr Flexibilität bei der Planung ehrenamtlichen Engagements zu ermöglichen.
„Besonders hervorzuheben ist die Einbeziehung praxisnaher Informationen durch Experteninterviews und eine Umfrage“, lobt Holzmann. Menschen zu erreichen, die aufgrund zeitlicher Kapazitäten nur begrenzt verfügbar sind, sei nicht einfach gewesen, erzählt Negro, die bei der Deutschen Bank tätig ist. „Mit viel Durchhaltevermögen hat es trotzdem geklappt.“
Bartlomiej Röder, Masterabsolvent in General Business Management, beschäftigte sich mit einer Frage, die Millionen von Beamten beschäftigt: Wie kann eine Einführung von Künstlicher Intelligenz im öffentlichen Dienst gelingen? Dafür entwarf er ein Reifegradmodell. „Wenn man einen Marathon laufen will, sollte man sich ein halbes Jahr vorher mal beim Arzt durchchecken lassen“, erklärt der Abteilungsleiter beim Bundesbau seine Herangehensweise.
Sein Fazit nach der Analyse: „Es tut sich viel, wir sind aber mit den Basics hinterher.“ In der Immobilienverwaltung des Landes sieht er Nutzungsmöglichkeiten von der Suche und dem Erwerb von Immobilien über Verträge bis hin zu einer intelligenten Gebäudesteuerung.
Lukas Weichselmann, Masterabsolvent in Accounting, Controlling, Taxation, untersuchte die Vorteile von simulationsbasierten Unternehmensbewertungen. „Unternehmen sind wie wir Menschen sehr individuell und brauchen daher eine geeignete Bewertung“, erklärt er seine Motivation. Das gängige Capital Asset Pricing Model funktioniere bei kleineren oder von Insolvenz gefährdeten Unternehmen nicht.
In diesen Fällen sei oft eine simulationsbasierte Bewertung besser geeignet. Allerdings müsse auf gute Datenqualität geachtet werden: „Sonst kommt der Effekt von Garbage in, Garbage out zum Tragen.“ Holzmann freut sich besonders über die herausragende Leistung seines EY-Kollegen: „Wir kennen uns aber erst seit 20 Minuten, gebe ich ehrlich zu.“
Julia Gredel, Masterabsolventin in Accounting, Controlling and Taxation, hat ebenfalls ein Reifegradmodell erstellt und damit eine herausragende Arbeit mit 100 Punkten abgeliefert. Dass ihr Fachgebiet bei der Digitalisierung meist zu kurz kommt, kann sie nicht verstehen: „Controlling hat eine wichtige Schlüsselrolle, wenn es darum geht in einer komplexen Welt, fundierte Entscheidungen treffen zu können.“
„Eine nahezu perfekte Arbeit“, zitiert Holzmann den Gutachter. Das kommt nicht von ungefähr. Gredel hat nicht nur inhaltlich kontinuierlich gefeilt und optimiert, sondern auch an ihren Schreibfähigkeiten gearbeitet. Sie besuchte CAS-eigene Workshops zum wissenschaftlichen Arbeiten. „Ich wollte einfach besser werden und habe an mir gearbeitet“, sagt sie. Das ist ihr gelungen.
Was an diesem Abend deutlich wird: Herausragende Leistungen entstehen nie im Vakuum. „Ob es der Professor ist, der zur gelungenen Masterarbeit ein persönliches Andenken überreicht oder die Mutter, die für die Preisverleihung extra aus der Schweiz angereist kommt“ – gemeinsam feiern sie ihre Preisträger.
Lukas Weichselmann zu seiner Partnerin: „Wir trinken heute noch einen Cocktail auf den Abend. Einen oder zwei – definitiv mehrere!“ Es ist ein Moment der Entspannung nach Monaten harter Arbeit, aber auch ein Moment, der zeigt: Am Center for Advanced Studies werden nicht nur Abschlüsse gemacht, sondern Grundlagen für Karrieren gelegt, die weit über das Studium hinausreichen.
Die Ernst & Young Stiftung würdigt mit ihren Preisen nicht nur herausragende akademische Leistungen, sondern auch die praktische Relevanz der Arbeiten. Es ist eine Anerkennung dafür, dass die DHBW ihrem Anspruch gerecht wird, praxisnahe Bildung zu vermitteln, die direkt in der Arbeitswelt ankommt.
In Zeiten, in denen oft über die Weltfremdheit akademischer Forschung geklagt wird, zeigen diese fünf Arbeiten das Gegenteil: Hier wird geforscht, was tatsächlich gebraucht wird – von Optionsstrategien über ehrenamtliches Engagement bis hin zur KI im öffentlichen Dienst. Eine Bildungseinrichtung, die ihre Studierenden dazu anhält, nicht nur zu lernen, sondern auch zu lösen.