Von Robert Mucha, Foto: Privat
Sie kam zu Lidl, als es noch ein kleines Unternehmen war, und geht von der Dieter-Schwarz-Stiftung, als Heilbronn sich zur Wissensstadt gewandelt hat. Nach vier Jahrzehnten räumt Silke Lohmiller ihr Büro – und hinterlässt eine Stadt, die sie fundamental mitgeprägt hat.
Die Geschichte beginnt am 1. April 1984, und nein, es war kein Scherz. Als die 20-jährige Silke Lohmiller damals zu Lidl und Schwarz wechselte, schüttelten viele den Kopf. Vom Handelsriesen Tengelmann zum kleinen Konkurrenten? Heute, vier Jahrzehnte später, sitzt die scheidende Geschäftsführerin der Dieter-Schwarz-Stiftung in ihrem Büro auf dem Bildungscampus und sagt der Heilbronner Stimme: „Ich würde alles genauso wieder machen.“
In den vergangenen zehn Jahren hat Lohmiller als Stiftungs-Geschäftsführerin die Transformation Heilbronns zur Wissensstadt maßgeblich orchestriert. „Die Herausforderung liegt darin, die wirklich relevanten Themen zu erkennen“, erklärt sie im Gespräch. Ob Erzieherakademie mit heute 170 Schülern, Josef-Schwarz-Schule im Neckarbogen oder die Erweiterung des Bildungscampus West – ihre Handschrift ist überall sichtbar.
Die Berufung zur Stiftungs-Geschäftsführerin kam 2015 nach dem plötzlichen Tod ihres Vorgängers Klaus Czernuska. „Ich habe gleich zugesagt“, erinnert sich Lohmiller. Eine Woche später stand sie vor ihrer ersten Herausforderung: Der Neubau der experimenta musste vor der Buga 2019 fertig werden.
„In einer Doppelspitze muss man gut kommunizieren“, sagt sie über die Zusammenarbeit mit Reinhold Geilsdörfer, der seit 2016 den Bereich Wissenschaft und Forschung verantwortet. Gemeinsam haben sie die Akteure in Heilbronn zusammengebracht und das Bildungsökosystem aufgebaut.
Mit 60 Jahren übergibt sie nun den Staffelstab: Professorin Bärbel Renner ist seit 1. Februar neue Geschäftsführerin, neben Professor Gunther Friedl und Reinhold Geilsdörfer als Vorsitzendem. Lohmiller wird die Einarbeitung noch beratend begleiten.
„Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, Verantwortung abzugeben“, sagt sie. Künftig will sie „Dinge tun, die mir Spaß machen, mit Menschen, die ich mag.“ Nach vier Jahrzehnten steht die Familie ganz oben auf ihrer Liste.
Die Wissensstadt verliert eine ihrer prägendsten Gestalterinnen – aber ihr Erbe wird bleiben. In den Gebäuden des Bildungscampus, in den Köpfen der Studierenden und in der DNA einer Stadt, die sich unter ihrer Ägide neu erfunden hat.