Von Robert Mucha, Foto: TUM
Während Donald Trump mit seinem 500-Milliarden-Dollar-Projekt Stargate die technologische Weltordnung neu sortieren will, formuliert Gunther Friedl, neuer Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung, Europas Antwort. Sie könnte in Heilbronn entstehen.
„Wir Europäer müssen uns sputen“, sagt Gunther Friedl im Gespräch mit Europe.Table. Es ist sein erstes Interview als Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung, und seine Botschaft ist unmissverständlich: Europas digitale Zukunft steht auf dem Spiel.
Der Anlass für diese Dringlichkeit hat einen Namen: Stargate. Das 500-Milliarden-Dollar-Projekt, mit dem Donald Trump die KI-Entwicklung in den USA vorantreiben will, ist für Friedl mehr als nur eine Ankündigung. „Der Vorsprung der USA bei den KI-Investitionen ist bereits jetzt unübersehbar“, analysiert der frühere Dekan der TUM School of Management gegenüber der Interviewerin Corinna Visser.
Seine Diagnose ist präzise: Europa, der Vorreiter bei der KI-Regulierung, droht im globalen Wettlauf zurückzufallen. Während Trump per Executive Order alle KI-Beschränkungen aufhebt, ringt die EU mit dem umfangreichsten Regelwerk weltweit. „Es ist vernünftig, einen Rahmen zu schaffen“, räumt Friedl im Interview ein. „Aber Unternehmen dürfen nicht zuerst eine Heerschar von Rechtsanwälten beschäftigen müssen, bevor sie Daten sammeln dürfen.“
In Heilbronn entsteht derweil eine europäische Antwort auf Stargate – wenn auch in bescheidenerem Maßstab. Der Innovationspark KI (IPAI) versteht sich als „das wohl ambitionierteste Projekt für angewandte Künstliche Intelligenz in Europa“. Die Dieter Schwarz Stiftung, einer der größten privaten KI-Investoren Deutschlands, treibt die Entwicklung voran.
„Wir versuchen mit großer Wucht, Forschungseinrichtungen zusammenzubringen“, erklärt Friedl im Europe.Table-Interview. Das Ökosystem wächst: Mit der ETH Zürich und der TU München haben sich Weltklasse-Universitäten in Heilbronn niedergelassen. Die Vernetzung reicht von Paris bis Oxford, von Israel bis Stanford.
Doch Europa muss mehr tun, mahnt der Stiftungschef. Neben einer innovationsfreundlicheren Regulierung brauche es besseren Wissenstransfer und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen – besonders bei Kapital und Energiekosten. Die Rechenzentren, Grundlage jeder KI-Entwicklung, verbrauchen bereits 4,3 Prozent des deutschen Stroms.
„Die Stärke Europas liegt in der pluralen Gesellschaft“, betont Friedl zum Abschluss des Gesprächs. Eine Trumpsche Alleinentscheidung wäre nicht sein Weg. Aber: „Wir müssen schneller werden, unsere Strukturen anpacken und mutiger Entscheidungen treffen.“