Von Robert Mucha, Foto: aim
Private Handynummer statt Hierarchie, Fehlerkultur statt Autorität: In einem Gastbeitrag für die aim bricht Haupt- und Werkrealschullehrer Matthias Zeitler mit den Konventionen der Elternarbeit. Seinen provokanten Ansatz stellt der selbsternannte „Punkrocker unter den Pädagogen“ am 29. März 2025 bei der Bildungskonferenz Biko in Heilbronn vor.
Wenn Matthias Zeitler von seiner Arbeit als Lehrer erzählt, klingt das nicht nach verstaubtem Lehrerkollegium und hierarchischen Strukturen. Seine Perspektive erinnert eher an einen Start-up-Gründer: agil, transparent, auf Augenhöhe mit allen Beteiligten. „Eltern sind keine Gegenspieler, sondern ein wichtiges Puzzlestück, um Schülerinnen und Schüler zu verstehen“, erklärt er in seinem aktuellen Gastbeitrag für die Akademie für Innovative Bildung und Management (aim).
In einer Zeit, in der das deutsche Bildungssystem unter besonderer Beobachtung steht, wirkt Zeitlers Ansatz erfrischend pragmatisch. Statt sich hinter der klassischen Lehrer-Autorität zu verschanzen, öffnet er bewusst Türen – manchmal auch digitale. In seiner Klasse bekommen alle Eltern und Kinder seine Handynummer. Ein Tabubruch? „Die Nummer wird nicht missbraucht“, schreibt er. „Den Lehrer anzurufen, ist immer noch eine große Hürde.“
Diese Offenheit zeigt sich auch in seinem Umgang mit der eigenen Fehlbarkeit. Zeitler probiert neue Unterrichtsmethoden aus und kommuniziert von Anfang an: Ja, manches könnte scheitern. „Ich erbitte mir eine positive Fehlerkultur, die ich auch in der Klasse fördern möchte“, so der Haupt- und Werkrealschullehrer, der nebenbei als Moderator und Speaker Lehrkräfte fortbildet.
Besonders interessant ist sein Umgang mit der Machtfrage im Bildungsdreieck zwischen Lehrern, Eltern und Schülern. „Beide Parteien sind am Ruder“, betont er. „Aber die unterschiedlichen Rollen müssen klar sein.“ Lehrkräfte als Experten für Pädagogik, Eltern als Experten für ihr Kind – diese Rollenverteilung klingt simpel, wird im Schulalltag aber oft vergessen.
Die Praxis sieht bei ihm so aus: Über einen Schulmessenger teilt er regelmäßig Informationen und Feedback zur Klasse. Elternabende werden gemeinsam geplant, vom Getränkeausschank bis zur Themenwahl. Selbst bei der Terminierung von Klassenarbeiten haben Eltern ein Wörtchen mitzureden. „Es sind die kleinen Dinge, die oft eine große Wirkung haben“, resümiert er in seinem Beitrag.
Sein Ansatz mag manchem zu progressiv erscheinen. Doch in einer Zeit, in der Schulen vor immer größeren Herausforderungen stehen, könnte genau diese Form der Zusammenarbeit ein Schlüssel sein. Zeitler macht vor, wie moderne Schulgemeinschaft funktionieren kann: transparent, partizipativ und auf Augenhöhe.
Wer Matthias Zeitler live erleben möchte: Am 29. März 2025 ist er einer der Hauptreferenten auf der aim Biko in Heilbronn. In seinem Workshop „So werden Lehrkräfte interessanter als das Eichhörnchen vor dem Fenster“ zeigt er praktische Moderationstools für den Schulalltag. Die Bildungskonferenz findet auf dem Bildungscampus statt, Tickets sind über www.aim-biko.de erhältlich.
Der vollständige Gastbeitrag von Matthias Zeitler ist auf der Website der aim nachzulesen.