Mit dem Urban Innovation Hub erhält die Stadt Heilbronn eine zukunftsweisende Forschungseinrichtung. Es steht für eine praxisnahe Entwicklung.
Von Thomas Zimmermann, Foto: Andreas Veigel
Der Wandel in unseren deutschen Innenstädten ist am Beispiel von Heilbronn deutlich sichtbar. Das Wollhaus, einst Leuchtturm im Stadtzentrum, steht bereits seit Jahren leer. Die Galeria-Kaufhof-Filiale wurde im Insolvenzverfahren gerade noch einmal gerettet, und die Zahl der Leerstände in den 1A, B oder C-Lagen wächst stetig an.
Daher sind neue Ideen gefragt, und die Stadt hat mit den Hochschulen, der Dieter-Schwarz-Stiftung und einer Zweigstelle des Fraunhofer Instituts ein geballtes Wissen, um neue Ideen für den Einzelhandel zu entwickeln und umzusetzen. Seit gestern hat die Stadt mit dem Urban Innovation Hub (UIH) in der Sülmer City auch einen hochmodernen Ort, wo dieses Wissen greifbar wird.
Neue Wege
“Heilbronn überrascht immer wieder, geht neue Wege und geht voran”, lobt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei der feierlichen Eröffnung des städtischen Innovationszentrums in der leerstehenden Einzelhandelsfläche, in der früher ein Schuhgeschäft untergebracht war. “Hier wird die Zukunft gestaltet in dieser nicht einfachen Zeit”, betont Hoffmeister-Kraut. Mit 1,3 Millionen Euro fördert das Wirtschaftsministerium das Innovationslabor. “Dieser Raum ist für uns Freude und Ehre und eine Berufung”, versichert Professor Raoul Zöllner, Vorstand des Vereins Wissensstadt Heilbronn, der die Ideen, die im UIH entwickelt werden, vorantreiben soll.
Harry Mergel zeichnet vor allem den Heilbronner Weg hin zur Wissensstadt mit wachsender Hochschullandschaft, Experimenta, Forschungsinstituten und dem KI-Park nach. “Mir ist der Spirit in den Gebäuden viel wichtiger als die Architektur”, betont der Oberbürgermeister. Er erhofft sich künftig eine stärkere Verzahnung des Bildungscampus “hinter dem eisernen Vorhang Mannheimer Straße” mit der Innenstadt. “Dafür ist der UIH ein ganz wichtiger Faktor”, unterstreicht Mergel.
Echte Visionen
Dass die Forschung in diesem Innovationslabor nicht im luftleeren Raum stattfindet, zeigt ein Rundgang über die 260 Quadratmeter große Fläche. An der Station “Visualisation”, zeigt Einzelhändler Johannes Nölscher, wie ein Schuh, der im Laden nur einmal auf Lager ist, über ein Bilderkennungssystem in allen Farben dreidimensional vorgeführt werden kann. “Der Kunde, der sich für eine andere Farbe entscheidet, erhält den gewünschten Schuh dann nach Hause geliefert”, erläutert Nölscher. An einer Kasse, wenige Meter weiter, kann der Kunde seinen Lebensmitteleinkauf ohne Personal problemlos bezahlen, inklusive Alterserkennung – ein wichtiger Faktor beim Kauf von Alkohol.
Schließlich sorgt auch der Virtual Fitting Room für Verblüffung. Mit ein paar kontaktlosen Kommandos kleidet die Maschine die vorgewählte Figur, die dem Kunden in Aussehen und Gestalt nahe kommt, mit den ausgewählten Angeboten ein. Über einen Code am Kleiderbügel funktioniert der Prozess sogar noch schneller. Von dieser Welt der Zukunft sollen sich künftig auch die Passanten überzeugen. Seit Samstag, 29. April, ist UIH auch für die Bürger geöffnet.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme