Seit 2019 ist das Fraunhofer IAO auf dem Bildungscampus in Heilbronn vertreten. Dieses Jahr werden die Aktivitäten im Bereich der KI-basierten Dienstleistungsentwicklung ausgebaut und um neue Themenfelder wie berufliche Weiterbildung und Quantencomputing erweitert. Dabei hat mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erstmals eine weitere Fraunhofer-Einrichtung eigene Forschungsstrukturen in Heilbronn errichtet
Von Redaktion, Foto: Nico Kurth
Der Bildungs- und Forschungsstandort Heilbronn entwickelt sich hoch dynamisch: Mit Unterstützung der Dieter Schwarz Stiftung entsteht dort ein bundesweit einmaliges Ökosystem aus Bildung, Wissenschaft und Forschung, das Innovationen in der Stadt und der Region vorantreibt. Spätestens mit der Entscheidung, dass der durch die Landesregierung geförderte Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai) in Heilbronn entstehen wird, hat der Standort Heilbronn auch international an Strahlkraft gewonnen. Im Zuge dieser Entwicklungen ist Ende 2022 die Entscheidung gefallen, dass die bislang erfolgreichen Fraunhofer-Aktivitäten in Heilbronn gestärkt und deutlich ausgebaut werden. Neben der Weiterentwicklung des Forschungs- und Innovationszentrums Kognitive Dienstleistungssysteme KODIS des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sollen im Zeitraum 2023 bis 2025 weitere Forschungsthemen gestärkt werden, die für die Entwicklung der Region Heilbronn-Franken von besonderer Bedeutung sind.
Forschungszentrum KODIS wächst weiter
Das Forschungs- und Innovationszentrum KODIS des Fraunhofer IAO hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2025 gemeinsam mit bestehenden Forschungsgruppen in Stuttgart zu einer führenden Einrichtung für Entwicklung und Erforschung KI-gestützter Dienstleistungen zu werden. Im Fokus stehen die Entwicklung, Erprobung und der wirtschaftliche Einsatz von innovativen Dienstleistungsprodukten auf Basis von Verfahren der Künstlichen Intelligenz. In aktuellen Projekten unterstützt das Fraunhofer IAO mehrere Unternehmen der Region dabei, mithilfe von KI Produktionsprozesse zu optimieren und dadurch Ausfälle in der Fertigung zu minimieren. Auch werden KI-basierte Prognosesysteme bereits auf dem Campusgelände in Heilbronn getestet, etwa in der Vorhersage der Parkhausauslastung. Am qualifizierten wissenschaftlichen Personal werden die Ausbaupläne vom KODIS sicher nicht scheitern, weiß Dr. Bernd Bienzeisler, der den Standort in Heilbronn leitet: »Wir merken an der Qualität der Bewerbungen, dass der Forschungs- und Wissenschaftsstandort Heilbronn immer mehr zieht.«
Berufliche Weiterbildung für die Region
Mit dem Ausbaumodul »Global Upskill« sollen in den nächsten drei Jahren die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen und erste Angebote für eine innovations- und technologieorientierte berufliche Weiterbildung entwickelt werden. Aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels haben kleine und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten, Absolventinnen und Absolventen mit den entscheidenden Zukunftskompetenzen für sich zu gewinnen. Daher ist eine zielgerichtete betriebliche Weiterbildung ein wichtiger Erfolgsfaktor für deren Zukunftsfähigkeit. »Wie Belegschaften im Zuge der digitalen Transformation und den damit verbundenen neuen Technologien künftig bedarfsgerechter und schneller qualifiziert werden können, ist gerade für die Unternehmen der Region Heilbronn-Franken von entscheidender Bedeutung«, so Dr. Rainer Nägele, der das Forschungsmodul am Fraunhofer IAO verantwortet.
Das Fraunhofer ISI baut einen Standort in Heilbronn auf
Mit dem »Joint Innovation Hub« ist das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI am Standort Heilbronn mit einer eigenen Forschungsgruppe präsent. Ziel ist es, die regionalen Stakeholder wie die Gesellschaft durch strategische Vorausschau und innovative Interaktionsmöglichkeiten auf bedeutsame Zukunftsthemen wie das Metaverse vorzubereiten und Unternehmen im Innovationsprozess von der frühen Ideenfindung bis zur wirksamen Umsetzung und beim organisatorischen Wandel wissenschaftlich und praxisorientiert zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf der Verknüpfung der Bereiche Innovation, Digitalisierung und KI sowie Nachhaltigkeit. Geleitet wird das Vorhaben von Univ.-Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl, Institutsleiterin am Fraunhofer ISI und Professorin am KIT in Karlsruhe, die dazu erklärt: »Mit unserer wissenschaftlichen Expertise im Bereich des systemischen Technologie- und Innovationsmanagements werden wir für und gemeinsam mit den Akteuren in der Region Heilbronn-Franken die Innovationskraft und Lebensqualität steigern.«
Potenziale der Quantentechnologie
Das Thema Quantencomputing wird in den nächsten drei Jahren in Heilbronn ebenfalls von besonderer Bedeutung sein. Die dazugehörige Forschung verantwortet Dr. Christian Tutschku, der nicht nur Leiter des Teams Quantencomputing am Fraunhofer IAO ist, sondern dort auch eine bundesweit führende Forschungsgruppe zu diesem Thema leitet.»Quantencomputing ist ein völlig neues Rechenparadigma mit einem enormen Zukunftspotenzial für industrielle Anwendungen. Wir werden in den nächsten drei Jahren systematisch herausarbeiten, wie genau die Region Heilbronn-Franken und die dortigen Unternehmen von Quantentechnologien profitieren können«, so Christian Tutschku.
Die einzelnen Forschungsmodule werden eng miteinander vernetzt und sollen das Engagement von Fraunhofer am Bildungscampus in Heilbronn künftig gemeinsam stärken. Der thematische und strukturelle Aufbau des Forschungs- und Innovationszentrums KODIS wird seit 2019 durch die Dieter Schwarz Stiftung unterstützt. Prof. Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung, ist überzeugt: »Die Fraunhofer-Gesellschaft ist ein zentraler Akteur der deutschen Forschungslandschaft. Wir freuen uns, dass die bisher erfolgreichen Aktivitäten am Standort Heilbronn nun zielgerichtet fortgesetzt werden.«