Von Robert Mucha, Foto: DHBW Heilbronn
Vor zehn Jahren erklärte sich die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn für unabhängig. Ein akademischer Unabhängigkeitstag, der die Bildungslandschaft der Stadt für immer veränderte. Heute blickt Rektorin Nicole Graf auf eine Dekade voller Wachstum, Innovation und manchmal auch Turbulenzen zurück.
“Wir sind die größte Transferhochschule”, erklärt Graf nicht ohne Stolz. Mit 32.000 Studenten landesweit hat die DHBW tatsächlich die Größe einer kleinen Stadt erreicht. In Heilbronn allein tummeln sich mittlerweile 3000 Studierende – Tendenz steigend.
Doch der Weg zur Eigenständigkeit war alles andere als einfach. Als sich Heilbronn von der “Mutter” Mosbach abnabelte, flogen die Fetzen. Der Mosbacher Landrat befürchtete einen “ruinösen Wettbewerb”. Man könnte meinen, es ging um die Vormachtstellung im Ländle, nicht um Bildung. Doch Reinhold Geilsdörfer, damals DHBW-Präsident und heute Stiftungs-Guru, setzte sich durch. Heilbronn bekam grünes Licht für die akademische Selbstständigkeit.
Seitdem ist viel passiert. Die DHBW Heilbronn hat sich zur “größten Handelshochschule” gemausert, wie Graf betont. Von Dienstleistungen über Food Management bis hin zu Weintechnologie – hier wird die gesamte Wertschöpfungskette abgedeckt. Und die Zukunft? Die klingt nach Science-Fiction: Personalisierte Ernährung steht auf dem Lehrplan, und natürlich dürfen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nicht fehlen.
Aber die DHBW ist mehr als nur eine Hochschule. Sie ist ein Seismograph für die Region. “Wir tauschen uns ständig mit unseren Partnerunternehmen aus”, sagt Graf. Was braucht die Wirtschaft? Wo drückt der Schuh? Die DHBW hat die Finger am Puls der Zeit.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Die DHBW wächst so schnell, dass sie aus allen Nähten platzt. Zum Glück gibt’s da noch die Dieter-Schwarz-Stiftung, die großzügig in die Tasche greift. Ein 13-stöckiger Neubau soll her, direkt neben der alten DHBW. Es ist, als würde Heilbronn sein eigenes kleines Manhattan am Neckar bauen.
Und dann wäre da noch das Center for Advanced Studies (DHBW Cas), sozusagen die große Schwester der DHBW. Hier geht’s um lebenslanges Lernen, um Masterstudiengänge und Fortbildungen. Direktor Boris Alexander Kühnle schwärmt von einem “akademischen Synergiepark”. Heilbronn als Zentrum für lebenslanges Lernen? Warum nicht!
Zehn Jahre Unabhängigkeit, zehn Jahre Wachstum. Die DHBW Heilbronn hat sich gemausert, ist erwachsen geworden. Sie mischt mit bei Studien zur Surfwelle oder zur Mobilität in der Stadt. Hier wird nicht nur gelehrt, hier wird die Zukunft gestaltet.
Von der umstrittenen Abspaltung zur Erfolgsgeschichte – die DHBW Heilbronn hat es geschafft. Und wer weiß, vielleicht wird man in weiteren zehn Jahren sagen: Wer die Zukunft verstehen will, muss nach Heilbronn schauen. Die Stadt am Neckar hat sich jedenfalls auf den Weg gemacht, mehr zu sein als nur ein Ort für Wein und Käthchen. Hier wird die akademische Zukunft geschmiedet, Vorlesung für Vorlesung.