Von Redaktion, Foto: experimenta
Fachtagung „transformativ“ bringt im Dezember 150 Expertinnen und Experten nach Heilbronn – Ex-Verfassungsrichter Di Fabio spricht über Kunstfreiheit im KI-Zeitalter
Die Frage ist nicht mehr, ob Künstliche Intelligenz unser Leben verändert. Die Frage ist, wie wir darüber sprechen – und wer mitredet. Die experimenta und das RHET AI Center laden vom 4. bis 6. Dezember zur internationalen Fachtagung „transformativ – Sharing Perspectives on Artificial Intelligence“ nach Heilbronn. 150 Gäste werden erwartet, 60 Beiträge stehen auf dem Programm. Es geht um nicht weniger als die Frage, wie Wissenschaft und Gesellschaft den KI-getriebenen Wandel gemeinsam gestalten können.
„Welchen Einfluss haben die neuen Technologien auf unser Denken und unsere Sprache? Wie geht die formelle und informelle Bildung damit um?“, diese und weitere Fragen stehen laut Pressemitteilung der experimenta im Zentrum der dreitägigen Veranstaltung. Dabei soll es nicht bei abstrakten Debatten bleiben: Die Organisatoren setzen auf interaktive Sessions, in denen Fragen der Ethik, der gesellschaftlichen Partizipation, der Bildung sowie Kommunikation „analysiert, reflektiert und debattiert“ werden, wie es in der Ankündigung heißt.
Das Programm liest sich wie ein Who’s who der kritischen KI-Forschung: Theresa Züger forscht zur Rolle von KI in der Gesellschaft, Diana Knodel bringt ihre Expertise aus der Bildung ein. Globalisierungsexperte Sven Hilbig fragt nach den Machtverhältnissen zwischen KI und dem globalen Süden. Katta Spiel untersucht die Wechselwirkungen zwischen Bias in KI-Technologien und Gender.
Ein Höhepunkt dürfte der öffentliche Vortrag von Udo Di Fabio am 4. Dezember um 19:30 Uhr werden. Der ehemalige Verfassungsrichter spricht über „mögliche Folgen von KI für Kunstfreiheit und Urheberrecht“ – ein Thema, das nicht nur Juristen bewegt. Wenn Maschinen Texte, Bilder und Musik generieren können: Wem gehört dann die Kunst? Und was bedeutet das für menschliche Kreativität?
Am 5. Dezember steht der Abend „ganz im Zeichen von KI & Kunst“, verspricht die experimenta – mit „überraschenden Begegnungen, anregendem Austausch und vielschichtiger Diskussion“. Was genau geplant ist, bleibt offen. Aber die Verbindung von Kunst und KI passt zur experimenta, die sich als Science Center immer wieder an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kultur bewegt.
Die Tagung ist eine Kooperation mit dem RHET AI Center, dem Zentrum für Wissenschaftskommunikationsforschung an der Universität Tübingen und dem Karlsruher Institut für Technologie. Diese Allianz zeigt: Das Thema KI wird längst nicht mehr nur in Tech-Unternehmen oder Informatik-Fakultäten diskutiert. Es ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und braucht entsprechend breite Perspektiven.
Für Heilbronn kommt die Tagung zur richtigen Zeit. Die Stadt, die sich mit dem IPAI und Partnern wie dem appliedAI Institute als KI-Standort positioniert, wird für drei Tage zum Debattenraum. Während andernorts vor allem über technische Innovation gesprochen wird, geht es hier um die gesellschaftlichen Dimensionen: „Wie wird an anderen Orten dieser Welt über KI nachgedacht? Kann KI etwas zum gesellschaftlichen Miteinander beitragen?“, formuliert die experimenta die Leitfragen.
Die Teilnahme kostet 120 Euro, ermäßigt 80 Euro. Anmeldungen sind online unter www.transformativ.science möglich, wo auch das detaillierte Programm zu finden ist. Wer sich für die gesellschaftlichen Auswirkungen von KI interessiert, sollte sich die Tage im Dezember vormerken. Denn während überall über KI geredet wird, verspricht die „transformativ“ einen strukturierten Dialog – mit klaren Fragen und hoffentlich auch einigen Antworten.