Von Robert Mucha, Foto: TUM Campus Heilbronn
Innovativ, ausgezeichnet und nah an der Praxis: Jens Förderer, Professor für Innovation und Digitalisierung am TUM-Campus Heilbronn, gehört zu den „Top 40 unter 40“ des Wirtschaftsmagazins „Capital“. Mit seiner Forschung zu fairen Wettbewerbsbedingungen in App-Stores greift er ein heiß diskutiertes Thema der digitalen Wirtschaft auf. Was ihn antreibt, was seine Forschung verändern könnte und wie die Auszeichnung seine Arbeit beeinflusst – ein Blick hinter die Kulissen.
Erfolg in Serie – Preise, Fördergelder und jetzt die „Top 40 unter 40“
Mit 35 Jahren gehört Jens Förderer zu den jüngsten Hoffnungsträgern der deutschen Wissenschaft. Jetzt wurde er vom Wirtschaftsmagazin „Capital“ als einer der „Top 40 unter 40“ ausgezeichnet – eine der begehrtesten Ehrungen für junge Talente aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Gegenüber der Heilbronner Stimme zeigte sich Förderer erfreut über die Ehrung: „Stolz bin ich schon“, sagte er, betonte aber, dass die Auszeichnung nicht nur ihm selbst gelte: „Der Preis gilt auch dem Campus Heilbronn.“
Die Auszeichnung reiht sich in eine Serie von Erfolgen ein. Bereits 2023 erhielt Förderer eine Förderung des Europäischen Forschungsrats (ERC) in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Dieses Geld fließt in das Forschungsprojekt „Fair Competition in App Markets“, in dem er untersucht, wie sich die neuen EU-Regeln zu fairen Wettbewerbsbedingungen in App-Stores von Google und Apple auf Innovation und Wettbewerb auswirken.
Forschung, die die Plattform-Ökonomie herausfordert
Der freie Markt funktioniert in App-Stores nicht so wie in klassischen Märkten. Wer im Apple- oder Google-Store nach einer App sucht, findet oft zuerst die hauseigenen Apps der Store-Betreiber – selbst wenn sie nicht die besten Suchergebnisse liefern. Mit dem Digital Markets Act (DMA) der EU sollen Tech-Giganten wie Apple und Google dazu verpflichtet werden, Apps neutral und fair zu bewerten.
Doch funktioniert das wirklich? Das ist die zentrale Frage des Forschungsprojekts von Jens Förderer. Gemeinsam mit seinem Team untersucht er, wie sich die neuen Regeln auf den Wettbewerb auswirken. „Digitale Märkte spielen eine immens wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft, werden aber von einigen wenigen Plattformen kontrolliert“, sagte Förderer in einem Interview mit der Heilbronner Stimme. Ziel seiner Forschung sei es, „zu verstehen, wie sich Wettbewerb, Innovation und Fairness in digitalen Märkten sicherstellen lassen“.
Um belastbare Ergebnisse zu liefern, sammelt sein Team große Datenmengen und analysiert, ob die Maßnahmen der EU den gewünschten Effekt haben. Erste Ergebnisse liegen noch nicht vor, wie Förderer im Gespräch mit der Heilbronner Stimme erklärte: „Für ein Zwischenergebnis ist es zu früh.“ Ziel sei es, die gewonnenen Erkenntnisse in einem Positionspapier zusammenzufassen, das politischen Entscheidungsträger*innen helfen soll, die Regulierungen weiterzuentwickeln.
Themen, die auch in den USA auf der Agenda stehen
Dass die Forschung von Förderer am Puls der Zeit ist, zeigt sich auch in den aktuellen Diskussionen in den USA. Dort prüft die Regierung, ob der Google-Browser Chrome vom Mutterkonzern Alphabet abgetrennt werden soll, um den Wettbewerb zu stärken. Förderer äußerte gegenüber der Heilbronner Stimme Zweifel an der Wirksamkeit dieser Maßnahme: „Das könnte negative Konsequenzen für die Konsumenten haben.“ Er sieht mehr Potenzial darin, bei den App-Stores selbst anzusetzen.
Eine mögliche Lösung: Google und Apple könnten verpflichtet werden, ihre eigenen Apps nicht bevorzugt anzuzeigen. Förderer argumentiert, dass Nutzer*innen am meisten davon profitieren, wenn Plattformen ihre Eigeninteressen zurückstellen.
Forschung, die auch den Studierenden zugutekommt
Der Erfolg von Jens Förderer bleibt an der TUM Heilbronn nicht unbemerkt. Auch die Studierenden der Fakultät profitieren von seinen praxisnahen Forschungsprojekten. Förderer erklärt im Gespräch mit der Heilbronner Stimme, dass einige Studierende bereits zu ihm gekommen seien, um ihm zu gratulieren. „In meinen Kursen ist mehr los“, sagt er mit einem Lächeln.
Mit seiner Nähe zur Praxis schafft Förderer Verbindungen, von denen Studierende profitieren. Über Projektarbeiten, Praktika oder Abschlussarbeiten können sie an seinen Forschungsvorhaben teilnehmen. Dass der Campus Heilbronn der richtige Ort dafür ist, liegt laut Förderer an den guten Rahmenbedingungen der Technischen Universität München (TUM). „Die TUM bietet ein exzellentes Umfeld“, erklärte er der Heilbronner Stimme.
Dank einer Anschubfinanzierung von 50.000 Euro und der Unterstützung durch TUM-Expert*innen konnte er das Forschungsprojekt zum fairen Wettbewerb in App-Stores überhaupt erst anstoßen. Diese Unterstützung reiche von der Hilfe bei der Antragsstellung bis hin zur Vorbereitung auf die Präsentation vor dem Europäischen Forschungsrat.
IMit der Aufnahme in die Liste der „Top 40 unter 40“ hat Jens Förderer die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Was macht man nach einer solchen Auszeichnung? „Es schürt eine gewisse Erwartungshaltung“, sagte er der Heilbronner Stimme mit einem Lächeln. „Was kann man noch machen?“
Eine Möglichkeit: Seinen Einfluss auf die Praxis weiter ausbauen. Bereits jetzt sind Gespräche mit politischen Akteur*innen in Planung, bei denen die Forschungsergebnisse zur Fairness in den App-Stores vorgestellt werden sollen. Förderer plant, seine Erkenntnisse in Form eines Positionspapiers zu veröffentlichen, das EU-Politiker*innen und Regulierungsbehörden als Grundlage für weitere Maßnahmen dienen könnte.
Doch damit ist sein Weg nicht zu Ende. Als TUM-Professor am Campus Heilbronn forscht er weiter an den Grundlagen der Plattform-Ökonomie – einem Bereich, der sich ständig weiterentwickelt. Und wenn die Diskussionen in den USA um Google Chrome ein Hinweis sind, dann ist sein Thema aktueller denn je.