Quantensprung für den Wissenschaftsstandort: Heilbronn erhält High-Tech-Rechner der nächsten Generation

Von Robert Mucha, Foto: HHN

Die Hochschule Heilbronn und das Molit-Institut vertiefen ihre Zusammenarbeit mit einem wegweisenden Projekt: Ein Quantencomputer soll die Region als KI-Standort weiter stärken. Während einige von einem „Meilenstein“ sprechen, sehen Experten sowohl Chancen als auch Herausforderungen.

Wer durch Heilbronn spaziert, dem fallen die Veränderungen der letzten Jahre deutlich ins Auge. Nun gesellt sich zu den sichtbaren Zeichen des Wandels ein unsichtbarer, aber umso bedeutsamerer Akteur: Ein Quantencomputer soll spätestens 2027 seine Arbeit im „I hoch drei“-Gebäude aufnehmen. Die Ankündigung markiert einen weiteren Schritt in Heilbronns Entwicklung zur führenden KI-Region.

„Das ist ein Meilenstein“, erklärt Prof. Dr. Javier Villalba-Diez von der Hochschule Heilbronn gegenüber der Heilbronner Stimme. Der Experte für industrielle Anwendungen des Quantencomputings sieht besonders das Zusammenspiel mit Künstlicher Intelligenz als vielversprechend: „Quantencomputer haben das Potenzial, die Schwächen von Künstlicher Intelligenz auszuhebeln.“ Wo klassische KI-Systeme bei zu großen Datenmengen an ihre Grenzen stoßen, könnten Quantencomputer neue Lösungswege eröffnen.

Doch die Einordnung von Christian Tutschku vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) mahnt zur realistischen Perspektive: Mit fünf Quantenbits ist der geplante Rechner eher ein „pädagogisches System“ – zum Vergleich: IBMs neuestes Rechenzentrum im Kreis Böblingen arbeitet mit 127 Quantenbits. Dennoch betont der Leiter des Teams Quantencomputing beim Fraunhofer IAO die Bedeutung für die Region: „Der Rechner wird der Region gut tun.“

Die eigentliche Innovation liegt in der Vernetzung: Hochschule und Molit-Institut schaffen mit dem Quantencomputer eine Infrastruktur, die Studierenden, Forschern und der Wirtschaft gleichermaßen zugänglich sein soll. Ein gemeinsames Team wird den Rechner betreiben, während die Informatik-Professoren Alexander Windberger und Oliver Kalthoff gemeinsam mit Dr. Martin Jechlinger und Dr. Stefan Sigle vom Molit-Institut die wissenschaftliche Expertise einbringen.

Das „I hoch drei“-Gebäude bei den SLK-Kliniken, künftiger Standort des Quantencomputers, steht dabei symbolisch für die Vernetzung von Biologie, Medizin und Künstlicher Intelligenz. Mit fast 2700 Quadratmetern Nutzfläche bietet es den physischen Raum für die digitale Zukunft der Region.

Die größte Herausforderung liegt jedoch nicht in der Technik, sondern im Humankapital: Der Fachkräftemangel, so warnt Tutschku, bleibt ein kritischer Faktor. Die Kooperation zwischen Hochschule und Molit-Institut setzt genau hier an – mit speziellen Lehrveranstaltungen und praxisnaher Forschung sollen die Fachkräfte von morgen ausgebildet werden.

Das Projekt zeigt: Heilbronn entwickelt sich nicht nur baulich, sondern auch digital weiter. Der Quantencomputer mag mit seinen fünf Qubits bescheiden erscheinen, doch er ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur digitalen Transformation der Region.

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