Moritz Gräter ist seit etwa acht Wochen Geschäftsführer des Innovationsparks Künstliche Intelligenz, der in Heilbronn entsteht. Im Gespräch erzählt er, warum man im Bereich KI nur gemeinsam weiterkommt und Konkurrenzgedanken nicht weiterhelfen.
Von Annika Heffter Foto: Mario Berger
Wie ein großes Puzzle, das immer mehr erweitert wird und nie ganz fertig ist – so sieht Moritz Gräter den in Heilbronn entstehenden Innovationspark Künstliche Intelligenz (Innovation Park Artificial Intelligence, kurz Ipai). Das Ziel: Der Ipai soll von Heilbronn aus international ausstrahlen.
“Wir möchten Europas relevantestes Ökosystem für angewandte Künstliche Intelligenz (KI) werden”, sagt der neue Geschäftsführer des Innovationsparks. Seit etwa acht Wochen ist Gräter in seiner neuen Position und erzählt, in welchen Etappen der Ipai in Heilbronn aufgebaut wird.
Besucherzentrum geplant, um KI erlebbar zu machen
Zunächst ist da das Gelände im Heilbronner Zukunftspark Wohlgelegen, wo der Ipai auf 1200 Quadratmetern schon erste Büros, Mitarbeiter und Akteure unterbringt. Einzelne Vertreter, unter anderem von Schunk, Things Thinking, dem Zukunftsfonds Heilbronn, Würth, Porsche, den Campus Founders oder Bildungs- und Forschungseinrichtungen wie der Hochschule Heilbronn, der TUM und dem Fraunhofer- und Steinbeis-Institut ziehen nach und nach in die Büros dort ein.
Direkt nebenan entsteht ein Gebäude, das den Standort “Campus Wohlgelegen” vervollständigen soll. “Das wird unser erstes eigenes Gebäude, mit 6500 Quadratmetern”, berichtet Gräter. Neben weiteren Büro- und Veranstaltungsflächen sowie Laboren soll hier ein großes Besucherzentrum im Erdgeschoss entstehen, das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. “Darin soll KI erlebbar und transparent werden.”
Städtebaulicher Wettbewerb für Gelände im Gewerbegebiet Steinäcker
Der 39-jährige Geschäftsführer sieht es als eine Aufgabe des IPAI, Vertrauen bei den Bürgen zu schaffen, um “KI nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen”. Anfang 2024 soll das Gebäude im Wohlgelegen bezugsfertig sein.
Schließlich, etwa ab 2026, soll auch das Areal im Gewerbegebiet Steinäcker in Heilbronn fertig sein. Auf 23 Hektar soll hier eine “Smart City”, ein eigenes Stadtquartier für den Ipai entstehen. “Zehn renommierte Architekturbüros sind Teil des städtebaulichen Wettbewerbs, der momentan im Gang ist”, berichtet Gräter.
Möglichst viel Zusammenarbeit und wenig Konkurrenzgedanken
Besonders im Bereich Künstliche Intelligenz sei eigenbrötlerisches Handeln nicht zielführend. “KI bietet vielfältige Chancen in verschiedensten Branchen und Anwendungsbereichen – da bedarf es vieler Akteure und gemeinsamer Aktivitäten in Baden-Württemberg und in Deutschland”, erklärt Gräter. Jedes Mitglied des Ipai könne sich ganz individuell einbringen.
Und was ist mit Konkurrenzgedanken? Teilen etablierte Unternehmen, Startups, Forschungseinrichtungen und andere Partner ihre Entwicklungen und Fortschritte wirklich so freizügig? “Die Akteure in diesem Ökosystem treffen selbst die Entscheidung, was sie mit anderen teilen und an welchen Formaten sie teilnehmen. Wir setzen darauf, dass sie hier belastbare Beziehungen aufbauen. Der Mensch steht im Mittelpunkt”, erzählt der neue Geschäftsführer.
Bei den guten persönlichen Beziehungen zwischen den Vertretern der einzelnen Ipai-Mitglieder beginne die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Natürlich, räumt Gräter ein, müsse auch stets sichergestellt werden, dass geistiges Eigentum geschützt bleibe. Trotzdem ist der Geschäftsführer überzeugt: “Der Bereich KI ist so groß und hat so viel Potenzial, dass für jeden Kuchenstücke da sind.”
Austausch und hohes Tempo beim Aufbau
Mit hoher Geschwindigkeit und viel Gestaltungsdrang will Gräter den Ipai als neuer Geschäftsführer vorantreiben. Auch Heilbronn als Stadt sagt dem gebürtigen Tübinger sehr zu. “Ich bin jeden Tag begeistert, wie viele große und mittelständische Unternehmen es in der Region gibt”, sagt er. “Heilbronn ist eine Stadt kurzer Wege, in der viel sehr schnell passiert. Es gibt hier tollen, konstruktiven Dialog und auch die Stadtverwaltung lebt diesen Austausch und das Tempo vor.”
Zur Person
Moritz Gräter, 39, kommt aus Tübingen. Nach dem Studium in München und Hohenheim war er Geschäftsführer von Code_n, einer Plattform für Startups. 2019 wechselte er zu Dekra Digital. Seit Oktober ist er CEO des in Heilbronn entstehenden KI-Parks. Als seine Aufgabe sieht er unter anderem den Aufbau und die Koordination eines Netzwerks für das Projekt.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme