Heike Denscheilmann möchte als neue Leiterin der Abteilung Kultur des Schul-, Kultur- und Sportamts der Stadt Heilbronn integrativ wirken. Sie kennt neben ihren Ambitionen als Kulturmanagerin die Perspektive der Künstler – weil sie als Zeichnerin selbst künstlerisch tätig ist.
Von Claudia Ihlefeld Foto: Andreas Veigel
Als sie damals nach dem Abitur gegangen ist, hätte Heike Denscheilmann nie gedacht, dass sie als Kulturwissenschaftlerin zurückkommen würde. Zehn Jahre ist diese Rückkehr her, als sie nach dem Studium in Hildesheim und anschließender Promotion in ihrer Geburtsstadt zunächst als Referentin des Rektors der Hochschule beginnt.
Denscheilmann wechselt 2015 in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn, leitet dann die Pressestelle des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn, geht danach an das DHBW for Advanced Studies.
Stadtangestellte mit eigenem Atelier für Zeichnung und Design
Seit gut drei Wochen nun ist die 42-Jährige Abteilungsleiterin Kultur des Schul-, Kultur- und Sportamts der Stadt in der Nachfolge von Michaela Ruof, die als Amtsleiterin nach Bietigheim-Bissingen gewechselt ist. In ihr Atelier für Zeichnung und Design in der Friedhofstraße kommt Heike Denscheilmann derzeit kaum. Denscheilmann ist beides: künstlerisch veranlagt und an Kommunikation und Organisation interessiert. Mitgestalten und verwalten, könnte man es nennen.
“Ich zeichne, seit ich denken kann.” Das heißt, seit dem zwölften Lebensjahr hebt sie ihre Blätter und Arbeiten auf. Dass sie Kunst an der Schule als Leistungskurs belegt, ist konsequent. Danach aber besucht Denscheilmann keine Kunstakademie. Sie entscheidet sich für einen kulturwissenschaftlichen Studiengang mit künstlerischen Inhalten.
“Das ist die Managerin in mir”
Als Schwerpunkte wählt sie Bildende Kunst, Literatur und Kulturpolitik. Kulturwissenschaften mit der künstlerischen und ästhetischen Praxis verbinden, das kann man nur in Hildesheim. “Wenn man selber künstlerisch tätig ist, kann man die Perspektive der Künstler sehr gut nachvollziehen.” Freunde bezeichnen Heike Denscheilmann als “sehr organisierten Menschen”. “Das ist die Managerin in mir”, sagt die Frau, die Kultur in Heilbronn sichtbarer machen möchte. “Noch sichtbarer”, wie sie sich korrigiert. “Es hat sich viel getan.”
Heike Denscheilmann kennt die Arbeit in Gremienapparaten seit ihrer Zeit an der Universität Hildesheim und weiß, dass man an der Schnittstelle von Verwaltung und Gestaltung auf Widerstände stößt. “Na klar” würde sie gerne das Geld mit offenen Armen ausgeben. Aber das Schul-, Kultur- und Sportamt der Stadt Heilbronn hat einen Haushalt. Der fördert mit rund 3,2 Millionen Euro die Kultur. Drei Mitarbeiterinnen hat ihre Abteilung, eine Kollegin wird zu 50 Prozent über den 360 Grad Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft der Kulturstiftung des Bundes finanziert.
Es braucht auch einen langen Atem
“Nicht nur mit Geld kann man fördern”, sagt die überzeugte Netzwerkerin Denscheilmann. Sondern auch ideell. Eben sichtbar machen, “indem man darüber spricht”. “Ich möchte, dass Kultur mitgedacht wird bei Heilbronns wirtschaftlicher Entwicklung. Weil es gesellschaftlich für die Stadt relevant ist, andere Perspektiven einzunehmen.” Sich selbst würde Heike Denscheilmann als “integrativ” und “offen für das Gespräch” bezeichnen. Sie kommt aus der Kommunikation und dem Wissenschaftsmanagement und hat gelernt, dass es einen langen Atem braucht.
Noch arbeitet sich die neue Leiterin der Kulturabteilung ein. Zu den Aufgaben ihres Teams gehören die Kulturförderung, die städtischen Kulturinstitutionen, der Betrieb des Ausstellungsraums auf der Inselspitze in der einstigen Galerie Manfred Rieker. Sowie Veranstaltungen wie das Klassik-Open-Air auf dem Markplatz, das im Mai wieder stattfindet, die Wissenspause im Sommer im Deutschhof. Und die Lange Nacht der Kultur im Zweijahresturnus. Eine Wiederauflage der Reihe “Heilbronn ist Kult”, die Künstler aus der Region während der Pandemie unterstützt hat, wird es in der Form nicht mehr geben.
Was geschieht mit Schüttes rotem One-Man-House?
Ungebrochen rege ist die Nachfrage für den Knotenpunkt Inselspitze unter der Friedrich-Ebert-Brücke. Die sechs Ausstellungen für 2023 sind gesetzt, auch 2024 “ist gut gefüllt”. Mietfrei stellt die Stadt hier einen so zentralen wie attraktiven Raum zu Verfügung. Übernimmt die Kosten für den Flyer und die Vernissage. Das sind die Konditionen für Künstlerinnen und Künstler mit Heilbronn-Bezug.
Und was geschieht mit dem signalroten One-Man-House des international renommierten Bildhauers Thomas Schütte? Das der seit 2019 der Stadt zur Verfügung stellt, eine Leihgabe vorn auf der Inselspitze, die von nicht wenigen bereits als ein Wahrzeichen der Stadt gesehen wird? “Da ist noch Zeit für eine Klärung bis 2024.” Mehr kann und möchte die Abteilungsleiterin Kultur nicht sagen.
Zur Person:
Geboren 1980 in Heilbronn, studiert Heike Denscheilmann nach dem Abi am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Kulturwissenschaften in Hildesheim und Marseille und promoviert über internationale Kulturbeziehungen. 2013 kehrt sie nach Heilbronn zurück in verschiedene Funktionen der Öffentlichkeitsarbeit und ist zudem selbst künstlerisch tätig.
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme

