Leben in die Bude: Heilbronn erfindet sich neu

Von Robert Mucha, Foto: IPAI

Die Stadt hat den Wandel längst akzeptiert: Weniger Shopping, mehr Leben. Während anderswo noch über leere Innenstädte lamentiert wird, macht die Wissensstadt aus der Not eine Tugend. Mit Innovation statt Konsum, mit Bildung statt Boutiquen.

„Wir haben nicht nur einen Wandel, sondern wir haben eine Revolution“, sagt Oberbürgermeister Harry Mergel mit Blick auf das Internet und das dadurch veränderte Ausgeh- und Einkaufsverhalten. Gegenüber der Heilbronner Stimme macht er klar: „Wir werden künftig in der Innenstadt mehr Wohnen und weniger Handel haben.“ Als Beispiel nennt er das Marrahaus, das sich von der reinen Einkaufsmeile zu einem lebendigen Mix aus Gastronomie, Praxen, Büros und Wohnungen entwickelt hat.

Die Transformation zur Wissensstadt zeigt sich auch in anderen Projekten: Wo einst das Sporthaus Saemann Sport verkaufte, kultiviert heute das „Kultiv“ urbanes Leben. Das Wollhaus wird umgedacht, die Stadt neu gedacht.

Die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) feiert 2025 ihr 25-jähriges Bestehen. Ihr Chef Steffen Schoch, seit zehn Jahren im Amt, hat die Stadt neu erzählen gelernt. „Wein und Wissen am Neckar ist unser Narrativ“, sagt er der Heilbronner Stimme. Ein Narrativ, das sich mit Leben füllt.

Da ist die experimenta, Deutschlands größtes Science Center, das jährlich 400.000 Besucher anzieht. Da entsteht der Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai), der bundesweit Aufmerksamkeit erregt. „Wir haben plötzlich Themen, die bundesweit interessieren, diese Stärken wollen wir bewusst machen“, betont Schoch im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.

Die Zahlen geben der Wissensstadt recht: 550.000 Übernachtungen im vergangenen Jahr – Rekord. Die Menschen kommen nicht mehr nur wegen Shopping und Stadtbummel, sie kommen wegen Innovation und Inspiration.

Natürlich bleiben die Klassiker: Das Straßenkunstfestival, das Lesefestival, die verkaufsoffenen Sonntage mit „Magie der Stimmen“ am 6. April und „Jazz und Einkauf“ am 12. Oktober. Auch der Trollinger-Marathon wird nachhaltiger, mit Mehrwegsystem statt Einwegbechern.

Die Tourist-Information soll auch einen neuen Standort bekommen, größer werden, sichtbarer. „Wir wollen in der Innenstadt sichtbarer sein und Aufenthaltsqualität mit einem Gastroangebot verbinden“, schwebt HMG-Chef Schoch vor. OB Mergel stimmt zu: „Wir schauen derzeit, wo es passende Stellen gibt, und vielleicht schaffen wir noch in diesem Jahr den Durchbruch.“

Eine Stadt im Aufbruch also, die weiß, wohin sie will. Die nicht nur auf den Wandel reagiert, sondern ihn aktiv gestaltet. Die verstanden hat: Die Zukunft gehört nicht dem Handel allein – sie gehört dem Wissen. Und davon hat Heilbronn eine Menge zu bieten.

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