KI-Revolution in der Bildung: Heilbronn an der Spitze eines EU-Millionenprojekts

Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha

Die Hochschule Heilbronn betritt Neuland im Bereich Künstliche Intelligenz. Als Teil eines europäischen Konsortiums entwickelt sie einen virtuellen KI-Campus. Ein Blick auf ein Projekt, das die Zukunft der Hochschulbildung prägen könnte.

Auf dem Campus der Hochschule Heilbronn (HHN) herrscht geschäftiges Treiben. Doch hinter den Kulissen bereitet sich die Hochschule auf eine Aufgabe vor, die weit über die Grenzen der Stadt hinausreicht.

Die HHN ist Teil der EUonAIR-Allianz geworden, einem Zusammenschluss von 15 Bildungspartnern aus elf EU-Ländern. Ihr Ziel: die Entwicklung des virtuellen Campus MyAI. Das Projekt soll die Bildung durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in ganz Europa verbessern und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulbildung stärken.

“Das Projekt wurde von der Europäischen Kommission hoch gelobt, die das Potenzial erkannte, einen neuen Universitätstyp zu schaffen”, heißt es in einer Pressemitteilung der HHN. Die Kommission unterstützt das Vorhaben mit 14,4 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre, wovon rund zwei Millionen Euro an die HHN fließen.

“Überzeugen konnte die HHN mit ihrer breit gefächerten Forschung und Lehre zum Thema KI und dem stark wachsenden KI-Ökosystem in der Region”, erklärt Rektor Oliver Lenzen im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Er fügt gegenüber der Zeitung hinzu: “KI verändert mit Sicherheit jede Hochschule und Universität.”

Professor Ralf Dillerup, Dekan der Fakultät Wirtschaft und federführend bei der EU-Allianz involviert, betont gegenüber der Heilbronner Stimme den verantwortungsvollen Ansatz des Projekts: “Anders als im Silicon Valley, wo eine Cowboy-Mentalität herrsche. Dort schaut man, was geht, und kümmert sich hinterher um die Folgen, ganz nach dem Motto ‘erst schießen, dann fragen’. Der Gedanke der EU sei ein anderer, nämlich mit Technologien verantwortungsvoll umzugehen.”

Ein zentraler Aspekt des Projekts ist der Open-Source-Ansatz. “Die alte Denkweise, dass Forschende möglichst allein im Turm sitzen und niemandem von ihren Ergebnissen erzählen, gibt es nicht mehr”, sagt Dillerup der Heilbronner Stimme. “Heutzutage lässt man die Welt an Projekten teilhaben.”

Die HHN wird zwei der acht Arbeitspakete federführend bearbeiten: Open Research und die Zukunft der Lehre. “Ein EU-Projekt in dieser Dimension hatten wir noch nicht. Jetzt müssen wir erstmal reinwachsen”, erklärt Dillerup im Gespräch mit der Lokalzeitung. Er rechnet mit einem HHN-Forschungsteam von etwa 150 Mitarbeitenden.

Die Zukunft der Bildung mit KI ist noch schwer vorherzusagen. “Wenn wir heute ernsthaft darüber reden, wie KI in vier Jahren aussehen wird, dann ist das Glaskugel-Wissen”, gibt Dillerup zu bedenken. Dennoch sind sich Lenzen und Dillerup laut Heilbronner Stimme einig: “Da wird sicherlich eine Revolution stattfinden.”

Der offizielle Start des Projekts ist für September in Dubrovnik, Kroatien, geplant. Für Heilbronn und die HHN beginnt damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Hochschulbildung. Die Stadt am Neckar könnte bald eine Schlüsselrolle in der europäischen KI-Bildungslandschaft spielen.