Das Inkubatorprogramm AI Founders bringt junge Gründer und alte Hasen zusammen. Austausch und Vernetzung werden groß geschrieben.
Von Christian Gleichauf, Foto: Campus Founders
Die Stadt Heilbronn ist seit Oktober um zehn Start-ups reicher. Um die 30 Teilnehmer gehören zu den Teams, die sich erfolgreich um das Inkubator-Programm AI Founders der Campus Founders beworben haben. Sie erleben derzeit eine Rundum-Betreuung, die ihresgleichen in der Szene sucht.
Viele Start-ups sind technologieorientiert
Beim ersten Vorstellungstreffen auf dem Bildungscampus geht es in einem Vortrag beispielsweise um die Qualität der Daten, die von einer Künstlichen Intelligenz verwendet werden. “Viele der Start-ups sind sehr technologieorientiert, haben sehr gute Algorithmen”, sagt Sebastien Faucaud, ein führender KI-Experte und Mentor des Programms. Doch der beste Algorithmus kann keine guten Ergebnisse liefern, wenn die Daten nicht passen. “Dann ist es wie auf dem Meer, wo man umgeben ist von Wasser, aber doch verdursten kann.”
Konkrete Hilfe für die Gründer
Faucaud lebt heute als Berater in Berlin, war Professor und danach als Berater bei BASF. Ursprünglich hat er Astrophysik studiert. Das Feld, das er überblickt, ist weit. Und so können die Gründer zu ihm und auch zu den anderen Experten im Nachgang Kontakt aufnehmen, konkrete Hilfestellung bekommen. Diese Hilfe braucht beispielsweise auch noch das Podcast-Start-up Upskyld aus Paris. Es möchte übersichtlich Audio-Beiträge präsentieren, die beispielsweise für die berufliche Weiterbildung oder andere Interessensgebiete infrage kommen. “Wichtig ist für uns, den Inhalt automatisiert bewerten zu lassen”, erzählt Luis Arias. Eine Künstliche Intelligenz soll das übernehmen und die Ausspielung der Podcasts in der App je nach Vorlieben priorisieren. “Denn auf Dauer kann man ja nicht alles abhören.”
Fläche im Zukunftspark sind angemietet
Upskyld verspricht sich deshalb auch einiges von der Zusammenarbeit mit dem Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI). Im Zukunftspark Wohlgelegen haben die Campus Founders Fläche vom IPAI angemietet. Dort kann auch Jannis Froese von DeepSign Security Kontakte knüpfen. Die Idee der Gründer aus Saarbrücken ist, Mausbewegungen und Tastaturanschläge so auszuwerten, dass ein Rechner sofort gesperrt wird, wenn ein Unbefugter die Gunst der Stunde nutzen möchte. “Die Unterstützung hier vor allem im technischen Bereich ist super und bringt definitiv etwas”, sagt Froese.
Erfahrungsaustausch mit Günter Steffen
Mehr als 40 Mentoren unterstützen die Gründer in den zwölf Wochen mit ihrer Expertise im technischen Bereich sowie bei Geschäftsentwicklungsthemen. Als “alter Hase” saß auch schon Günter Steffen, TDS-Gründer und heute Investor im Namen des Zukunftsfonds Heilbronn, mit den überwiegend jungen Unternehmern zusammen und plauderte aus dem Nähkästchen. So bekommen beide Seiten ein Gefühl füreinander. Denn am Ende steht auch für Steffen die Frage, ob es sich lohnt, das eine oder andere Team weiter zu untestützen.
Kostenlose Wohnungen
Solche “Kamingespräche” finden beispielsweise in den Gemeinschafts-Apartments des Rosenberg-Quartiers statt. Auch das ein außergewöhnlicher Pluspunkt: Die Unterkünfte werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Universum des Stifters Dieter Schwarz in Heilbronn macht es möglich. Die Teilnehmer müssen somit nicht wertvolle Zeit mit der Wohnungssuche vergeuden, können sich auch privat austauschen und gegenseitig unterstützen. Und die 25 000 Euro, die es für jedes Team obendrauf gibt, bleiben zur freien Verwendung.
Ganzheitlicher Ansatz als Erfolgsrezept
Hier wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt. Dazu passt, dass Tristan Post nicht nur Dozent an der TUM ist, sondern auch Yogalehrer und daher auf das Wohlbefinden der Teilnehmer achtet. All diese Bausteine machen das AI-Founders-Programm zu einem der besten, die es in Europa gibt, ist Sascha Karstädt überzeugt. Er leitet den “Inkubator” oder “Accelerator”, also den Entwicklungsbeschleuniger, wie solche Programme genannt werden.
Großes Interesse am Programm
155 Bewerbungen gab es für das Programm, davon einige aus dem Ausland. Zehn sind zum Zuge gekommen, weitere 20 folgen in zwei Programmen im kommenden Jahr. Das Ziel ist, dass sich unter den geförderten Start-ups einige finden, die in der Region Heilbronn bleiben möchten. “Wenn alles gut läuft, können wir 2024 unser neues Gebäude beziehen, das wollen wir dann auch füllen”, sagt Oliver Hanisch, Geschäftsführer der Campus Founders. “Dafür gehen wir in Vorleistung.”
Mit freundlicher Genehmigung der Stimme Mediengruppe & der Heilronner Stimme