Heilbronns Innenstadtclub: Zwischen Mut und Meckern

Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha

Während andernorts noch über Leerstandsquoten gejammert wird, wagt Heilbronn den Schulterschluss. Der neu gegründete Innenstadtclub bringt Händler und Entscheider an einen Tisch – und einen Handelsverbandspräsidenten gleich mit dazu.

Es ist ein schwüler Juliabend im Deutschhofkeller. Doch statt über das Wetter zu schwitzen, diskutieren hier 60 Einzelhändler über die Zukunft ihrer Innenstadt. Der neu gegründete Innenstadtclub hat zur Premiere geladen. Stargast: Alexander von Preen, Intersport-Chef und Präsident des Handelsverbands Deutschland.

„Seien Sie stolz, stehen Sie auf!“, ruft von Preen den versammelten Händlern zu. Ein Mutmacher in „recht schwierigen Zeiten“, wie Johannes Nölscher von Schuh Kaufmann anerkennend feststellt. Doch der HDE-Präsident verteilt nicht nur Streicheleinheiten. Die Bundesregierung bekommt ihr Fett weg, die EU sowieso. „In Deutschland hat man begonnen, Bürokratie abzubauen, aber aus Europa kommt das Vierfache zurück“, ätzt von Preen.

Doch was braucht eine Innenstadt wirklich? Von Preen hat ein Fünf-Säulen-Modell mitgebracht: Erreichbarkeit, Sicherheit, Sauberkeit, Erlebbarkeit und Nutzbarkeit. Besonders beim Thema Verkehr wird’s kontrovers. „Der Ausschluss des Verkehrs macht es nicht möglich, dass Städte funktionieren“, stellt von Preen klar – und trifft damit einen Heilbronner Nerv.

Aber es gibt auch Lichtblicke. Der Gründerwettbewerb in Heilbronn sei ein positives Zeichen, lobt von Preen. Und: „Die junge Zielgruppe kauft häufig stationär, wenn das Angebot stimmt.“ Ein Hoffnungsschimmer für die versammelten Händler.

In der anschließenden Diskussion prallen Welten aufeinander. Simone Andreß vom gleichnamigen Optikergeschäft klagt über städtische Bürokratie bei der Fassadengestaltung. Oberbürgermeister Harry Mergel kontert: „Wenn wir immer wieder die Zerrbilder hervorholen, erweisen wir doch den Kollegen einen Bärendienst.“

Am Ende steht die Erkenntnis: Ohne Investitionen und Veränderung geht es nicht. Von Preen sieht in Heilbronn „eine Chance wie wenige“ – dank Hochschule und KI-Park. Die Stadt am Neckar scheint bereit für den nächsten Schritt.

Die Premiere des Innenstadtclubs zeigt: In Heilbronn wird nicht nur geredet, hier wird angepackt. Zwischen Deutschhofkeller und Käthchenstadt könnte ein Modell entstehen, das Vorbild für ganz Deutschland wird. Die nächste Handelsrevolution? Sie könnte durchaus einen schwäbischen Akzent haben – und vielleicht sogar im Deutschhofkeller beginnen.

Melden Sie sich für unseren Newsletter an!