Heilbronn: Vom Bildungs-Underdog zum digitalen Leuchtturm

Von Robert Mucha, Foto: TUM

In der Welt der Spitzenuniversitäten ist Heilbronn bislang ein unbeschriebenes Blatt. Doch das ändert sich gerade mit einer Geschwindigkeit, die selbst hartgesottene Akademiker staunen lässt. Die Technische Universität München (TUM) hat dem Standort nun einen Ritterschlag verpasst, der in der deutschen Universitätslandschaft seinesgleichen sucht.

Seit dem 1. Oktober 2024 hat der TUM Campus Heilbronn etwas, das kein anderer TUM-Standort vorweisen kann: einen eigenen Vizepräsidenten. Ali Sunyaev, 43, Wirtschaftsinformatiker und ehemaliger Professor am Karlsruher Institut für Technologie, ist der Mann, der diesen Posten bekleidet. Eine Personalie, die mehr ist als nur eine Stellenbesetzung – sie ist eine Adelung für den Standort Heilbronn.

„Es gibt kein spannenderes Projekt in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa“, erklärt Sunyaev gegenüber der Heilbronner Stimme. „Heilbronn ist ein Hidden Champion.“

In einer Pressemitteilung der TUM betont Sunyaev: „Meine Aufgabe ist es, den TUM Campus Heilbronn strategisch weiterzuentwickeln, Forschung und Lehre sowie die Kooperation mit der regionalen Wirtschaft weiter zu stärken. Mit Unterstützung unserer Partner möchte ich den TUM Campus Heilbronn mit Nachdruck – auf der nationalen und der internationalen – akademischen und wirtschaftlichen Landkarte verankern.“

Was hier gerade in Heilbronn passiert, ist mehr als nur der Aufbau eines weiteren Universitätsstandorts. Es ist der Versuch, eine ganze Region neu zu positionieren. Vom Industrie-Underdog zum Exzellenz-Hotspot – und das mitten in der schwäbischen Provinz.

Die Zahlen sprechen für sich: Mit 46 Studierenden startete die TUM 2018 in Heilbronn. Im aktuellen Wintersemester rechnen die Verantwortlichen mit über 1000 Studenten. „Das zeigt die Attraktivität“, sagt der scheidende Gründungsdekan Helmut Krcmar gegenüber der Heilbronner Stimme.

Doch damit nicht genug: In den kommenden Jahren soll die Zahl der Professoren von 22 auf 32 steigen. Der Campus, großzügig finanziert von der Dieter Schwarz Stiftung, widmet sich unter dem Motto „For the Digital Age“ der digitalen Transformation, dem Information Engineering und der verantwortungsvollen Gestaltung von Systemen, Prozessen und Organisationen.

Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung, sieht in der Entwicklung einen Meilenstein. Der Heilbronner Stimme sagt er: „Das ging nur mit der TUM.“

TUM-Präsident Thomas Hofmann unterstreicht in der Pressemitteilung die Bedeutung des Standorts: „Prof. Ali Sunyaev bringt herausragende Qualifikationen für die Position des Vice President TUM Campus Heilbronn mit. Als Wirtschaftsinformatiker verbindet er in idealer Weise die am Campus vertretenen Disziplinen Informatik und Wirtschaftswissenschaften.“

Die Message ist klar: Heilbronn meint es ernst mit seiner akademischen Zukunft. Und die TUM setzt mit ihrer Entscheidung für einen Vizepräsidenten vor Ort ein deutliches Ausrufezeichen. Es ist ein Vertrauensvorschuss, den sich die Region in den letzten Jahren hart erarbeitet hat.

Ob aus dem „Hidden Champion“ Heilbronn tatsächlich der neue Leuchtturm der deutschen Bildungslandschaft wird, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: Die digitale Revolution hat in Heilbronn einen neuen Hauptsitz gefunden. Und sie verspricht, spektakulär zu werden.

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