Heilbronn im KI-Fieber: Zwischen Jobkiller-Ängsten und Zukunftshoffnung

Von Robert Mucha, Foto: DallE/Robert Mucha

Während andernorts noch über die Gefahren von ChatGPT diskutiert wird, denkt Heilbronn schon einen Schritt weiter. Bei der „Wissenspause“ im Deutschhof treffen sich Experten, um über die Zukunft der künstlichen Intelligenz zu philosophieren – und Heilbronns Rolle darin.

Es ist ein sonniger Julitag im Heilbronner Deutschhof. Doch statt über das Wetter zu plaudern, diskutieren hier drei Männer über die Zukunft der Menschheit. Christhard Schrenk, Leiter des Stadtarchivs, hat zur „Wissenspause“ geladen. Seine Gäste: Jan Bodenbender von der Experimenta und Moritz Gräter, CEO des KI-Ökosystems IPAI. Das Thema: Künstliche Intelligen z- und warum ausgerechnet Heilbronn dabei eine Schlüsselrolle spielen könnte.

„Heilbronn ist zurecht eine Wissensstadt“, erklärt Gräter selbstbewusst. Er muss es wissen, schließlich hat er mit IPAI einen KI-Hotspot in der Stadt am Neckar etabliert. „Wenn man Wissen mit Zukunft gleichsetzt, ist Heilbronn mit seinen Hochschulen, Start-Ups und nicht zuletzt auch der Experimenta sehr gut aufgestellt“, pflichtet ihm Bodenbender bei.

Doch die Diskussion dreht sich nicht nur um Heilbronner Nabelschau. Die großen Fragen unserer Zeit stehen im Raum: Ist KI ein Jobkiller? Welche ethischen Grenzen müssen wir ziehen? Und wer gewinnt am Ende – künstliche Intelligenz oder menschliche Dummheit?

Gräter versucht, die Ängste zu zerstreuen. Er spricht lieber von einem „Automatisierungsbefähiger“ als von einem Jobkiller. KI ermögliche es beispielsweise Angestellten der Firma Schunk schon heute, ihren Maschinen einfache Kommandos zu geben wie „greifen“, anstatt den Befehl zu programmieren. Bodenbender sieht KI gar als „Job-Changer“.

Doch bei aller Euphorie: Auch die Risiken kommen zur Sprache. Gräter warnt vor Social Scoring und Diskriminierung durch Algorithmen. Bodenbender erinnert an den militärischen Einsatz von KI, der ihm „angst und bange werden lässt“.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: KI ist gekommen, um zu bleiben – und Heilbronn mittendrin im Geschehen. „Heilbronn ist der richtige Ort für IPAI. Es ist eine kleine Stadt, alles geht brutal schnell“, schwärmt Gräter.

Ob am Ende die künstliche Intelligenz oder die menschliche Dummheit überwiegen wird? Bodenbender hofft auf ersteres, befürchtet aber: „Die menschliche Dummheit scheint mir unerschöpflich zu sein.“

Die „Wissenspause“ im Deutschhof zeigt: In Heilbronn wird nicht nur über die digitale Zukunft geredet – hier wird sie aktiv gestaltet. Zwischen Weinbergen und Neckarufer entsteht ein Zentrum für künstliche Intelligenz, das weit über die Grenzen der Region hinaus strahlen könnte. Die nächste industrielle Revolution? Sie könnte durchaus einen schwäbischen Akzent haben.

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