Von Robert Mucha, Foto: HHN
Feinstaub aus Räucherstäbchen, Nebel aus kochendem Wasser und Luftqualitätsdaten, die analysiert werden wollen – bei der Projektwoche WeekUP! dreht sich alles um Sensorsysteme. Studierende des Studiengangs Umwelt- und Prozessmanagement der HHN tüfteln, testen und forschen – mit einem klaren Ziel: den legendären Wanderpokal „Schrotti“ zu gewinnen.
Was ist WeekUP!? – Eine Woche voller Fragen, auf die niemand vorbereitet ist
Es ist Montagmorgen. Die Spannung im Seminarraum ist spürbar. Vor den Erstsemestler*innen des Studiengangs Umwelt- und Prozessmanagement (UP) liegt eine Woche, die es in sich hat: WeekUP! – eine Projektwoche, in der Studierende die volle Verantwortung für eine reale Forschungsaufgabe übernehmen.
Das Besondere: Die Forschungsfrage bleibt bis zum Start der Woche geheim. Keine Vorbereitungen, keine vorgefertigten Antworten. Erst an Tag 1 erfahren die Studierenden, was sie erwartet. In diesem Semester geht es um nichts Geringeres als Luftqualität und die Erprobung von Sensorsystemen. Konkret sollen die Teilnehmenden untersuchen, wie sich die Schadstoffkonzentration in der Luft, zum Beispiel durch Feinstaub, zuverlässig und reproduzierbar messen lässt.
Im Mittelpunkt steht das AirUP!-Projekt – ein Messnetz für Luft- und Aufenthaltsqualität am Campus Sontheim. Gerade erst wurden die ersten drei Sensorsysteme in Betrieb genommen. Jetzt sollen die Studierenden herausfinden, wie die Sensoren unter realistischen Bedingungen arbeiten – und das bedeutet: Experimentieren, Stress testen und kreativ sein.
Feinstaub aus Mehl, Nebel aus Wasser – Kreativität trifft Forschung
Wenn es um das Simulieren von Umwelteinflüssen geht, zeigen die Studierenden ihre ganze Kreativität. Die Aufgabe: Realistische Szenarien nachstellen, mit denen die Sensoren später im Einsatz konfrontiert werden könnten. Die Mittel: Alltägliche Objekte, die auf den ersten Blick wenig mit Hightech zu tun haben.
Für Nebel und hohe Luftfeuchtigkeit reicht ein Topf mit kochendem Wasser. Für die Erzeugung von Feinstaub setzen die Studierenden auf Mehl, Räucherstäbchen – und ausnahmsweise auch eine Zigarette. Das Ziel: Den Sensoren so viele unterschiedliche Umgebungsbedingungen wie möglich zu präsentieren und ihre Reaktionen zu messen.
„Es geht nicht nur darum, Daten zu sammeln, sondern sie auch zu verstehen“, erklärt eine Dozentin der Fakultät Technik. Tatsächlich ist der Umgang mit den großen Datenmengen, die die Sensoren produzieren, eine der größten Herausforderungen der Woche. Aus den gewonnenen Rohdaten müssen die Studierenden verständliche Diagramme und Analysen erstellen, um die Leistung der Sensoren zu bewerten.
Mit viel Teamgeist ins Ziel – Wenn es spät wird, muss „gekehrt“ werden
Dass die Studierenden bei der Projektwoche alles geben, zeigt sich spätestens dann, wenn am Abend die Lichter im Labor noch brennen. „Manchmal mussten die Studierenden regelrecht aus den Laboren gekehrt werden“, erzählt eine Dozentin mit einem Schmunzeln. Trotz Fehlschlägen und Rückschlägen bleibt die Motivation hoch – bis in die späten Abendstunden.
Denn es geht um mehr als nur um Noten. Am Ende der Projektwoche wartet die große Abschlusspräsentation – und der Höhepunkt der Woche: die Preisverleihung des Wanderpokals „Schrotti“. Der Pokal, der in jedem Semester an die beste Gruppe der Projektwoche vergeben wird, hat mittlerweile Legendenstatus erreicht. Wer „Schrotti“ gewinnt, darf ihn bis zur nächsten WeekUP! in den eigenen Räumen aufbewahren – und sich im nächsten Jahr der Konkurrenz der neuen Erstsemestler*innen stellen.
Teamgeist gewinnt – Gruppe B erobert „Schrotti“
Nach fünf intensiven Tagen ist es endlich so weit: Die Abschlusspräsentation steht an. Jede Gruppe stellt ihre Ergebnisse vor. Ihre Aufgabe: Die Jury davon zu überzeugen, dass ihre Lösung für die Sensorenfrage die innovativste, praktikabelste oder kreativste ist. Jede Diagrammfolie, jede Grafik und jede Erklärung muss sitzen.
Am Ende triumphiert Gruppe B. Der Jubel ist groß, als die Namen der Gewinner*innen verkündet werden: Lena Banspach-Posavec, Jana Häußermann, Nick Henn, Elena Häußermann, Samuel Oeztas, Leonie Schütze und Leonard Walz. Sie haben es geschafft – und dürfen den begehrten Pokal „Schrotti“ mitnehmen.
Bei der feierlichen Preisverleihung gibt es Beifall von allen Seiten. Mit Getränken, Snacks und einem Lächeln auf den Gesichtern feiern die Studierenden ihre Leistung. Möglich gemacht wurde die Preisverleihung durch den Förderkreis der Hochschule Heilbronn e. V., der die Veranstaltung unterstützt.
Eine Woche, die Spuren hinterlässt
WeekUP! ist kein Projekt wie jedes andere. Für die Studierenden der Fakultät Technik bedeutet es: Vom ersten Tag des Semesters an die volle Verantwortung übernehmen, mit realen Forschungsfragen umgehen und unter Zeitdruck kreative Lösungen finden. Fehler gehören dazu – und manchmal sind es genau diese Fehler, die die besten Lerneffekte auslösen.
Das AirUP!-Projekt steht dabei beispielhaft für den Brückenschlag zwischen Hochschule und Praxis. Durch das Messnetz für Luft- und Aufenthaltsqualität am Campus Sontheim erhalten die Studierenden die Möglichkeit, an realen Technologien zu arbeiten, die auch in der Umweltforschung und Stadtentwicklung eine Rolle spielen.
Mit Projekten wie WeekUP! zeigt die Hochschule Heilbronn, wie praxisorientiertes Lernen funktioniert. Am Ende steht die Erkenntnis, dass Forschung auch bedeuten kann, mit Mehl, Wasser und Räucherstäbchen zu experimentieren – und dass der Weg zu „Schrotti“ manchmal über kreative Umwege führt.