Von Robert Mucha, Foto: TUM Campus Heilbronn
Große Aufregung auf dem Fußballplatz, als Dortmunds Marco Reus auf das gegnerische Tor zusteuert und der Leverkusener Torwart Lukas Hradecky den Ball in letzter Sekunde abfängt. Doch hat Hradecky den Ball unerlaubterweise vor der Strafraumgrenze berührt? Die Emotionen kochen hoch, doch Schiedsrichter Dr. Felix Brych bleibt cool. Er überprüft die Szene per Videoaufzeichnung und trifft eine harte, aber konsequente Entscheidung: Rot für Hradecky! Diese und andere spannende Einblicke gab Dr. Felix Brych kürzlich bei der Veranstaltung „Learning from Legends“ am TUM Campus Heilbronn.
Die Bedeutung von Technik und Menschlichkeit im Fußball
Felix Brych nutzte das Video dieser Szene, um die Rolle der Technik im Fußball zu illustrieren. „Technischer Fortschritt ist für uns Schiedsrichter ein Segen“, betonte Brych, „aber Künstliche Intelligenz kann menschliche Schiedsrichter nicht ersetzen. KI kann vielleicht feststellen, ob der Ball im Strafraum war, aber nicht abwägen, ob Reus den Ball noch erreicht hätte.“
Mut und Entscheidungsfreude
Vor einem fast voll besetzten Hörsaal erklärte Brych, wie wichtig Mut und Entscheidungsfreude für Schiedsrichter sind. „Wenn du eine Entscheidung treffen willst, musst du mutig sein“, so Brych. Zudem seien Fokussierung und eine professionelle Vorbereitung unerlässlich. „Als Leader musst du immer wissen, wo du stehst“, fügte er hinzu.
Von Rückschlägen lernen
Brych sprach auch offen über Rückschläge in seiner Karriere. Die WM 2018, bei der er nach nur einem Spiel nach Hause geschickt wurde, war eine bittere Enttäuschung. „Ein Jahr habe ich gebraucht, um mich zu erholen“, erinnerte sich Brych. Doch aus dieser Erfahrung habe er gelernt: „Akzeptiere deine Fehler und schlag zurück.“ Diese Einstellung zahlte sich aus: Bei der EM 2021 durfte er fünf Partien leiten und wurde zum zweiten Mal als Weltschiedsrichter ausgezeichnet.
Eine selbstbewusste Körpersprache
Auf die Frage nach der Kommunikation auf dem Platz betonte Brych die Bedeutung einer selbstbewussten Körpersprache. „Die Spieler müssen fühlen, dass der Schiedsrichter stark ist“, erklärte er. Doch wer die Europameisterschaft dieses Jahr gewinnen wird, wollte er nicht vorhersagen. „Deutschland würde ich gerne mindestens im Halbfinale sehen“, sagte er diplomatisch.
Zukunftspläne
Zu seinen Plänen nach der aktiven Karriere erklärte Brych: „Wenn ich meine Karriere in zwei bis drei Jahren beende, möchte ich mein Wissen an junge Menschen weitergeben. Ich würde gerne als Speaker in Unternehmen tätig sein und mich in der Ausbildung junger Schiedsrichter engagieren.“
Ausblick auf kommende Veranstaltungen
Die Veranstaltung „Learning from Legends“ am TUM Campus Heilbronn wird am 4. November 2024 mit Sternekoch Norbert Niederkofler fortgesetzt. Brychs Einblicke und Geschichten boten den Studierenden eine wertvolle Perspektive auf Mut, Entscheidungsfreude und die Kunst, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.