Von Robert Mucha, Foto: DHBW Heilbronn
Der ehemalige baden-württembergische Wirtschaftsminister sprach beim Students‘ Executive Talk vor Studierenden über Weltmarktführer, globale Herausforderungen und die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
Es hätte eine gewöhnliche Vorlesung für die Erstsemester-Studierenden im B-Zyklus der DHBW Heilbronn werden können. Doch als am 12. März 2025 Dr. Walter Döring die Bühne in der Aula am Bildungscampus betrat, war klar: Dies würde ein Hochschultag der besonderen Art werden. Der frühere stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende und langjährige Wirtschaftsminister Baden-Württembergs kam mit einer klaren Botschaft: „Weil wir teurer als der Rest der Welt sind, müssen wir besser sein.“
Prominente Reihe fortgesetzt
Der Students‘ Executive Talk der DHBW Heilbronn hat sich längst zu einer hochkarätigen Veranstaltungsreihe entwickelt. „Ob Reinhold Würth, Uschi Glas, Norbert Haug, Fred Schulze, Herta Däubler-Gmelin, Christian Lindner oder jetzt Dr. Walter Döring – die Liste der prominenten Namen ist mittlerweile ziemlich lang geworden“, hieß es in der Ankündigung. Prorektor Prof. Dr. Tomás Bayón begrüßte den Gast im Rahmen des Studium Generale.
Mit seinem Auftritt setzte Döring einen bewussten Kontrapunkt zur oft negativen Medienberichterstattung über die Wirtschaftslage. Statt Schwarzmalerei präsentierte er einen „optimistischeren Blick auf die Weltlage“ – ohne dabei die Herausforderungen zu verschweigen.
Deutsche Weltmarktführer als Erfolgsgeschichte
Besonders intensiv ging Döring auf seinen Schwerpunkt ein: die deutschen Weltmarktführer. Nach seiner politischen Karriere gründete er die Akademie Deutscher Weltmarktführer und organisierte 2025 das inzwischen renommierte Gipfeltreffen in Schwäbisch Hall. Gemeinsam mit der Universität St. Gallen und der WirtschaftsWoche hat er den Weltmarktführer-Index eingeführt.
Die Zahlen, die er präsentierte, sind beeindruckend: 513 Weltmarktführer gibt es in Deutschland, davon allein 184 in Baden-Württemberg. Auch die Region Heilbronn-Franken ist stark vertreten – Unternehmen wie Optima, ebm Papst und Würth behaupten sich seit Jahren auf dem Index. „Dadurch haben junge Leute und Absolvent*innen in Baden-Württemberg vielversprechende Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, betonte Döring.
Was einen Weltmarktführer ausmacht? „Innovationsstärke, Globalisierung und finanzielle Unabhängigkeit“, erklärte der Experte. Bemerkenswert sei, dass diese Unternehmen etwa 8-10 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren – deutlich mehr als der Durchschnitt. Mehr als 70 Prozent der Weltmarktführer sind zudem Familienunternehmen.
Globale Perspektiven und Empfehlungen
Besonders interessant wurde es für die Studierenden, als Döring seine Einschätzung zur globalen Wirtschaftslage teilte. „Die Welt ist gerade dabei, sich neu zu ordnen“, analysierte er. In dieser Phase sei es umso wichtiger, „dass Europa eine neue Position einnimmt und mit einer Stimme spricht.“
Zu China, das in den letzten acht Jahren der größte Handelspartner Deutschlands war, plädierte er für den Erhalt der Beziehungen. Gleichzeitig warb er dafür, die Kontakte zu Indien auszubauen: „Indien hat mittlerweile mehr Einwohner als China, auch sein BIP-Wachstum ist höher. Mit Englisch als offizieller Amtssprache fällt auch die Kommunikation leichter.“
Diskussion mit den Studierenden
In der anschließenden Fragerunde wollte Prorektor Bayón wissen, welche Rolle Deutschland in der KI-Welt spielt. Es sei „unwahrscheinlich für Deutschland, die Spitze der Welt zu erreichen“, so Döring, „jedoch hat es gute Chancen, die Nummer eins in Europa zu besetzen.“ Als Beispiele nannte er Unternehmen wie Trumpf und Zeiss, die in der Entwicklung im Bereich des Quantencomputing weit vorne lägen.
Dörings Rezept für eine starke Wirtschaft in Deutschland ist klar: „Forschung, Innovationen und Startups fördern, zum Beispiel, indem man den Kapitalmarkt für größere Finanzierungen öffnet.“ Auch die Verbesserung der Schulausbildung hält er für essenziell.
Was ihm besonders am Herzen liegt: „Mehr Mut zum Unternehmertum.“ Er bedauerte, dass laut Umfragen derzeit die meisten jungen Menschen eine Karriere im Staatsdienst anstreben. „Unternehmen an die Schulen zu bringen, sei ein Weg, um Schüler*innen mehr für Wirtschaft zu begeistern“, schlug er vor.
Zum Abschluss überreichte Prof. Dr. Tomás Bayón dem Gastredner passende Geschenke aus studentischer Produktion: Kaffee und Wein, „produziert und kreiert von den Studierenden der DHBW Heilbronn.“