Der zukünftige Campus: Wie Heilbronn seinen Bildungsstandort verdreifacht

Von Robert Mucha, Foto: Bildungscampus

Es ist eines der größten Hochschulprojekte Europas: Der Heilbronner Bildungscampus wächst auf die Fläche von 30 Fußballfeldern. Wo heute noch Schlittschuhläufer ihre Runden drehen und Schwimmer durch chlorblaues Wasser gleiten, werden bald Studierende der ETH Zürich über den Campus flanieren. Die Dieter Schwarz Stiftung und die Stadt Heilbronn planen den großen Wurf – und verbinden dabei Campus und City zu einem urbanen Bildungsquartier von europäischem Format. Eine Spurensuche auf dem Campus der Zukunft.

Es ist ein kalter Dezembermorgen am Heilbronner Bildungscampus. Die letzten Blätter der Birken tanzen im Wind, während Studierende eilig zwischen den Gebäuden hin und her hasten. Wer hier steht, zwischen dem markanten Hochhaus und den geschwungenen Grünflächen, der ahnt nicht, dass dieser Campus bald so groß sein wird wie 30 Fußballfelder. Doch genau das ist der Plan.

Die Dieter Schwarz Stiftung und die Stadt Heilbronn haben Großes vor. Der Bildungscampus soll nicht nur nach Westen wachsen, sondern auch nach Süden – dorthin, wo heute noch Schlittschuhläufer ihre Runden drehen und Schwimmer ihre Bahnen ziehen. Das Eisstadion, das Soleo-Bad und die Rollsporthalle müssen weichen. Eine Operation am offenen Herzen der Stadt.

„Das gibt uns die Chance, das Ganze in der Innenstadt zu entwickeln“, sagt Oberbürgermeister Harry Mergel gegenüber der Heilbronner Stimme. Der Brückenschlag zwischen Campus und City, bisher oft als fehlendes Puzzlestück kritisiert, soll endlich gelingen.

Wer heute über den Europaplatz läuft, sieht zwei getrennte Welten: Hier der hochmoderne Campus mit seinen gläsernen Fassaden, dort die klassische Innenstadt. Die B39 zieht sich wie eine Narbe durch das Stadtbild. Doch das soll sich ändern. Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Stiftung, hofft laut Heilbronner Stimme auf eine engere Verzahnung: „Studenten werden stärker in die Stadt kommen.“

Die Dimensionen sind gewaltig: Wo heute noch das in die Jahre gekommene Soleo-Bad steht, werden bald Studierende der ETH Zürich ein und aus gehen. Die Schweizer Elite-Uni ist der jüngste Coup in der Heilbronner Campusgeschichte. Doch bevor die alten Gebäude fallen, sollen die neuen stehen. „Bevor wir etwas wegnehmen, müssen wir einen Ersatz geschaffen haben“, wird OB Mergel in der Heilbronner Stimme zitiert.

Der Zeitplan ist ambitioniert: Bereits im zweiten Quartal 2025 soll der städtebauliche Wettbewerb starten. Neun Monate später könnte der Gemeinderat über die Zukunft entscheiden. Doch bis die ersten Bagger rollen, wird noch Zeit vergehen. Die aktuell laufende Erweiterung „Bildungscampus West“ muss erst abgeschlossen sein.

Das „grüne Herz“ des Areals, der Park bei der Rollsporthalle, soll erhalten bleiben. Baubürgermeister Andreas Ringle sieht hier laut Heilbronner Stimme Potenzial für den Hochschulsport. Eine kluge Entscheidung – schließlich braucht auch eine wachsende Wissensstadt ihre Freiräume.

Die Stadt denkt bereits weiter: Eine neue Veranstaltungshalle könnte mit dem Eisstadion-Neubau kombiniert werden. Die alte Harmonie mit ihren 3000 Stehplätzen platzt längst aus allen Nähten. Zu einer Universitätsstadt gehöre eine größere Halle, findet OB Mergel.

Der Bildungscampus wächst – und mit ihm die Stadt. Wo einst nur vereinzelt Studierende zwischen den Gebäuden pendelten, entsteht ein urbanes Quartier von europäischem Format. Die ETH Zürich kommt, weitere Forschungseinrichtungen sollen folgen. Namen nennt Stiftungschef Geilsdörfer noch nicht. Aber eines ist klar: In Heilbronn entsteht gerade etwas Großes.

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