Von Robert Mucha, Foto: Stadt Heilbronn
Es ist Dienstagmittag am Heilbronner Hauptbahnhof. Die Luft vibriert vor Erwartung. Oberbürgermeister Harry Mergel steht auf dem Bahnsteig, sein Blick in die Ferne gerichtet. Dann, endlich, ein fernes Rauschen. Der ICE nach Innsbruck rollt ein – ein weißer Pfeil, der Heilbronn für einen kurzen Moment mit der großen, weiten Welt verbindet.
“Ein guter Tag für die Bahnstadt Heilbronn”, sagt Mergel, aber sein Tonfall verrät: Das ist erst der Anfang. Denn Heilbronn will mehr. Nicht nur ein Sommerflirt mit dem ICE, sondern eine dauerhafte Beziehung.
Bis zum 14. Dezember darf Heilbronn ICE-Luft schnuppern. Berlin, Hamburg, Innsbruck – plötzlich rücken die Metropolen in greifbare Nähe. Der Grund? Eine Großbaustelle zwischen Mannheim und Frankfurt. Heilbronn profitiert von der Umleitung – vorerst.
Doch die Stadt hat größere Pläne. Mit wissenschaftlicher Akribie wird jeder Fahrgast gezählt, jede Fahrkarte analysiert. Das Institut Logwert der Hochschule Heilbronn ist im Dauereinsatz. Ihr Auftrag: Beweise sammeln. Beweise dafür, dass Heilbronn einen dauerhaften ICE-Halt verdient.
Die Deutsche Bahn bleibt skeptisch. “Keine regulären Fernverkehrshalte darstellbar”, heißt es auf Anfrage. Doch Heilbronn gibt nicht auf. Stadt, Landkreis und IHK ziehen an einem Strang. Ihr Ziel: Die Bahn überzeugen, dass Heilbronn mehr ist als nur eine Zwischenstation.
Doch der Weg zum dauerhaften ICE-Halt ist steinig. Steigende Trassenpreise, Sparzwänge bei der Bahn – die Konkurrenz um die begehrten Fernverbindungen ist hart. Hans-Martin Sauter vom VCD befürchtet: “Es bleibt bei diesem ICE-Zwischenspiel.”
Trotzdem: Heilbronn kämpft. Für jeden Fahrgast, der einsteigt. Für jedes Unternehmen, das die Verbindung nutzt. Für die Vision einer Stadt, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch verkehrstechnisch erstklassig vernetzt ist.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Wird der ICE-Halt in Heilbronn zur Erfolgsgeschichte? Oder bleibt er eine Fußnote in den Fahrplänen der Deutschen Bahn? Eines ist sicher: Heilbronn hat den Anschluss an die Zukunft fest im Blick. Und wer weiß – vielleicht wird der weiße ICE bald so selbstverständlich durch Heilbronn rauschen wie der Neckar durch die Stadt fließt.