Der erste Monat entscheidet: Wie das duale Studium gelingt

Von Redaktion, Foto: Ideogram / Robert Mucha

Die DHBW sucht mit Unternehmen nach der Erfolgsformel für den Studienstart – eine Studentin bringt es auf den Punkt: „Wir müssen uns gesehen fühlen“

Ein Monat vor Vorlesungsbeginn geht es für die meisten schon los. So früh starten die angehenden Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in ihren Betrieben – eine Zeit, die über Erfolg oder Scheitern des dualen Studiums mitentscheiden kann. Bei der elften Ausgabe der Veranstaltungsreihe „DHBW Live: Let’s talk about…“ diskutierten rund 50 Teilnehmende, wie dieser kritische Übergang optimal gestaltet werden kann.

Die Zahlen, die Bettina Mend vom Qualitätsmanagement der DHBW Karlsruhe präsentierte, zeigen: Die Hürden liegen oft im Detail. Orientierung und Organisation bereiten Probleme, aber auch die Wohnungssuche wird zur Herausforderung. Immerhin nutzt mittlerweile die Hälfte der Erstsemester die kostenlosen Studienvorbereitungsprogramme – ein wachsender Zuspruch, der zeigt, dass der Bedarf erkannt wird.

„Lieber ein Feedbackgespräch mehr als eins zu wenig“, rät Tanja Leopold von der Hofmann Fördertechnik GmbH, einem Dualen Partner der DHBW Heilbronn, laut Mitteilung der Hochschule. Ihr Unternehmen lässt die Studierenden bereits im September gemeinsam mit den Azubis starten – mit Onboarding-Programm, Online-Vorbereitungskursen und einer Rallye durch den Betrieb. „Das gesamte Unternehmen in den Prozess einbinden“, lautet ihr Rezept.

Carolyn Hutter, Studiendekanin und Studiengangsleiterin im Studiengang Food Management an der DHBW Heilbronn, sieht die Studiengangsleitungen als „zentrale Schnittstelle zwischen Hochschule und Unternehmen“, wie es in der Veranstaltungsdokumentation heißt. Ihre Empfehlung: Schon vor Studienbeginn Lernziele definieren, die Praxisphasen auf die Theoriephasen abstimmen und die Studierenden bewusst willkommen heißen. Der Blick sollte dabei immer auch nach vorne gerichtet sein – rechtzeitig über berufliche Perspektiven und mögliche Übernahmen sprechen.

Die ADMEDES GmbH, Dualer Partner der DHBW Karlsruhe, setzt auf individuelle Langzeitprojekte für ihre Studierenden. „So können sich die jungen Talente entfalten – und gleichzeitig profitieren wir als Unternehmen durch die Bearbeitung wichtiger Themen“, erklärt Ausbildungsbeauftragte Annegret Vollmann laut DHBW-Bericht. Feedbackgespräche finden auch während der Theoriephasen statt – ein Zeichen dafür, dass die Verbindung zwischen Betrieb und Hochschule durchgehend aufrechterhalten wird.

Den entscheidenden Satz des Abends lieferte Anastasia Josić, die bei der FIBRO GmbH Digital Commerce Management studiert. Nach einem vierwöchigen Vorpraktikum fühlte sie sich schnell integriert, aber ihre Botschaft geht tiefer: „Studierende müssen sich gesehen fühlen“, wird sie in der Mitteilung zitiert. Neben der betrieblichen Begleitung und den Feedbackgesprächen helfen dabei auch die Vernetzungsangebote der DHBW – vom Hochschulsport bis zu studentischen Initiativen.

Die DHBW hat ein Arsenal an Unterstützungsangeboten aufgebaut: Praxisbesuche und Qualitätszirkel für die Dualen Partner, International Office und Lerncoaching für die Studierenden, Online-Selbstlernkurse zu Selbstmanagement, Mathematik und KI-Grundlagen für die Erstsemester. Ab Oktober 2025 kommt ein Mathetutorium dazu – die Hochschule reagiert damit auf die Bedürfnisse, die in den Befragungen sichtbar werden.

Was bei der Veranstaltung deutlich wurde: Das duale Studium ist ein Dreiklang aus Hochschule, Unternehmen und Studierenden. Jeder Part muss stimmen. Die Unternehmen, die ihre Nachwuchskräfte schon einen Monat vor Studienbeginn abholen. Die Hochschule, die mit Vorbereitungskursen und Betreuung die akademische Seite absichert. Und die Studierenden selbst, die den Spagat zwischen Theorie und Praxis meistern müssen.

Die DHBW Heilbronn ist dabei ein wichtiger Baustein der Wissensstadt. Während am Bildungscampus die Hochschule Heilbronn, die experimenta oder die Programmierschule 42 ihre eigenen Wege in die Zukunft suchen, steht die DHBW für die enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Modell, das funktioniert – wenn der Start gelingt. Und dafür, das zeigt die Veranstaltung, braucht es vor allem eines: Menschen, die hinschauen, zuhören und die Studierenden als das wahrnehmen, was sie sind – die Zukunft der Unternehmen.

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