Von Robert Mucha, Foto: Dieter Schwarz Stiftung / Nico Kurth
Da stehen sie, drei Männer vor einem weißen Campusmodell, und präsentieren eine Vision, die Heilbronn in die erste Liga der Forschungsmetropolen katapultieren soll. Die Fraunhofer-Gesellschaft verdreifacht ihre Präsenz in der Stadt, bringt Experten für Quanten-KI und Robotik. Eine Geschichte über den leisen Aufstieg einer Stadt zur Technologie-Hochburg.
Die Revolution begann mit einem Logo. HN-Fiz steht da in kühlem Blau, flankiert von drei Männern in dunklen Anzügen. Was nach einem weiteren Akronym im Buchstabenwald der Wissenschaft klingt, ist in Wahrheit ein Paukenschlag für den Forschungsstandort Heilbronn.
„Die Fraunhofer Heilbronn Forschungs- und Innovationszentren werden sich auf zukunftsrelevante Schlüsseltechnologien fokussieren“, sagt Holger Hanselka, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, wie die Heilbronner Stimme berichtet. Ein typischer Wissenschaftlersatz. Was er bedeutet: Heilbronn bekommt nicht weniger als acht Forschungszentren. Von 60 auf 300 Wissenschaftler. Eine Verfünffachung.
Die Liste der Forschungsfelder liest sich wie das Inhaltsverzeichnis eines Science-Fiction-Romans: Hybride Künstliche Intelligenz, KI-basierte Robotik, Cybersicherheit und – man höre und staune – „Anwendungsorientierte Quanten-KI“. Willkommen in Heilbronn 2025.
„Forschung ist der wichtigste Zukunftsmotor, den wir haben“, sagt Reinhold Geilsdörfer von der Dieter Schwarz Stiftung gegenüber der Heilbronner Stimme. Die Stiftung fördert das Projekt für zehn Jahre. Wie hoch die Summe ist, bleibt diskret im Verborgenen. Aber eines ist klar: Hier entsteht etwas Großes.
„Die Themen haben eine Riesenrelevanz für die Wirtschaft“, erklärt Wilhelm Bauer, Leiter des Fraunhofer IAO in Stuttgart und Sprecher von HN-Fiz laut Pressemitteilung. Die Forschung soll „Heilbronn-wirksam“ werden, wie er es nennt. Ein Jobmotor für die Region.
Das Besondere an Fraunhofer: Hier wird nicht im Elfenbeinturm geforscht. Die Institute müssen sich weitgehend selbst finanzieren. Was hier entwickelt wird, soll direkt in der Wirtschaft ankommen. „Mit unserer angewandten Forschung wollen wir einen sinnvollen Beitrag leisten“, betont Hanselka.
Und es könnte noch mehr kommen. Die Max-Planck-Gesellschaft hat bereits Interesse am Standort bekundet. „Wir führen mit allen Forschungseinrichtungen Gespräche“, sagt Geilsdörfer gegenüber der Heilbronner Stimme. Ein Satz, der aufhorchen lässt.
Die Stadt hat ihr Image gewandelt. Wo einst Salz und Wein die Wirtschaft prägten, entstehen nun Algorithmen und Quantencomputer. Die Technische Universität München bekommt für ihren hiesigen Campus „gute Professoren“, wie Geilsdörfer anmerkt. Das klingt bescheiden, ist aber eine kleine Revolution.
Drei Männer, ein Logo und eine Vision für Heilbronn. Das weiße Campusmodell vor ihnen zeigt, wo all das entstehen soll. Ein Modell der Zukunft, made in Heilbronn. Die Stadt ist dabei, sich neu zu erfinden. Oder wie Geilsdörfer es formuliert: „Dass wir daran arbeiten, ist klar.“ Ein typischer Heilbronner Satz. Nicht zu viel versprechen, aber alles möglich machen.